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Börsen-Zeitung: Eurex US vor der Nagelprobe, Kommentar zu den Fortschritten der Terminbörse in den USA von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Nach mehrmonatiger Verzögerung hat die Eurex die
Genehmigung der US-Derivateaufsicht Commodity Futures Trading
Commission erhalten, den ersten Schritt ihres geplanten Global
Clearing Link zu implementieren. Damit kommt die Terminbörse ihrem
Ziel näher, ihre europäischen und amerikanischen Märkte zu vernetzen
und einen voll fungiblen 21-Stunden-Handel in ihren großen
Benchmark-Produkten anzubieten.
Zunächst erweitert die Eurex die Vertriebsmöglichkeiten für ihre
europäischen Produkte in den USA. Denn die amerikanischen
Handelsteilnehmer können nun die europäischen Produkte wie den Bund
Future auch über die Clearing Corporation verrechnen. Sie müssen dies
nicht mehr über Eurex Clearing vornehmen bzw. vornehmen lassen. Das
bedeutet Kostenvorteile und Effizienzgewinne.
Der erste Schritt hat aber auch potenziell erhebliche Bedeutung
für den Wettbewerb mit dem Chicago Board of Trade (CBoT). Denn die
Eurex bietet nun etwas, das der CBoT nicht auf die Waagschale legen
kann. Erstmals besteht die Möglichkeit, sowohl Dollar- als auch Euro-
denominierte Anleihe-Futures auf ein und derselben Plattform und
damit über ein Konto zu clearen. Dadurch können die Teilnehmer der
Eurex US beispielsweise Einschussverpflichtungen saldieren und damit
verringern.
Noch wichtiger ist, dass die Eurex jetzt das Genehmigungsverfahren
für den zweiten Schritt des Clearing Link, der ihr geplantes
transatlantisches Handelsnetzwerk vervollständigen wird, in Angriff
nehmen kann. Sobald auch diese Genehmigung erfolgt, steigen die
Chancen der Eurex, Marktanteile bei den US-Staatsanleihederivaten zu
gewinnen, erheblich. Denn dann werden die europäischen
Marktteilnehmer in der Lage sein, die Future-Kontrakte auf US-
Staatsanleihen bei der Eurex Clearing zu verrechnen und nicht mehr
zwangsweise über die Clearing Corp. Das könnte einen Liquiditätsschub
aus Europa zur Folge haben.
Damit rückt für die Eurex US aber auch die Nagelprobe näher. Bislang
ist es ihr nicht gelungen, dem CBoT in nennenswertem Umfang
Marktanteile bei den US-Staatsanleihe-Futures abzunehmen. Zwar
brachte ein Anreizprogramm, bei dem die Market Maker sogar Prämien
für Transaktionen erhalten, im Sommer einen Volumenschub. Der
Durchbruch ist damit aber noch nicht gelungen. Für einen Erfolg am
Dollar-Derivatemarkt hat die Börse nicht unbegrenzt Zeit. Sollte er
sich auch nach der vollständigen Implementierung des Clearing Link
nicht einigermaßen zeitnah einstellen, werden die Chancen der Eurex,
sich im Dollar-Markt zu etablieren, schwinden
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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