Börsen-Zeitung: Exempel 3.Oktober, Kommentar zur Abschaffung eines Feiertags in Eichels Sparpaket von Angela Wefers
Frankfurt (ots)
Gemessen am Aufruhr, den die geplante Verlegung des Tags der Deutschen Einheit auf einen Sonntag ausgelöst hat, müsste Bundesfinanzminister Hans Eichel damit eigentlich alle Finanzprobleme auf einen Schlag lösen. Nur so würde sich der Ärger lohnen. Tatsächlich aber ist dieser zusätzliche Arbeitstag nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Wachstumsimpulse, die daraus resultieren, sind gering.
Und doch trifft die Absicht genau ins Schwarze. Die Debatte, dass die Deutschen zu wenige Stunden in der Woche und zu wenige Tage im Jahr arbeiten, ist nicht neu. Auch die Erkenntnis, dass das Arbeitsleben wegen zu langer Ausbildungszeiten und des zu niedrigen Rentenalters ohnehin viel zu kurz ist, ist auch noch im Gedächtnis. Ebenso gehört es zu den allgemeinen Ergebnissen in der Analyse der Schwachpunkte der deutschen Wirtschaft, dass die Deutschen mehr Urlaub machen und mehr Feiertage haben als Arbeitnehmer anderer Nationen.
Mit der Abschaffung eines Feiertags macht die Regierung also einen kleinen Anfang. Gerade das Jahr 2004 mit seiner arbeitgeberfreundlichen Konstellation der Feiertage hat anschaulich gezeigt, welche beschleunigten Wachstumseffekte aus Mehrarbeit entstehen können.
Schwierig wird es aber wie so oft in Deutschland, wenn es konkret wird. Die Bundesregierung gefesselt in ihrem Tatendrang durch die Mehrheit der Opposition im Bundesrat will nur noch Maßnahmen angehen, die sie auch tatsächlich umsetzen kann. Einen Kirchenfeiertag anzutasten wäre wohl aussichtslos. Die noch junge Debatte um die Abschaffung des Buß- und Bettags spricht für sich. Allein ohne Länderkammer kann sie nur über den 3. Oktober und den 1. Mai verfügen. Bekannte Vertreter der Wirtschaft wie der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, haben schon früher öffentlich gefordert, die Zahl der Feiertage zu verringern, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln: Abschaffen oder auf das Wochenende verlegen, lautete die Empfehlung. Umso erstaunlicher ist es, dass nun auch aus der Wirtschaft Widerstand kommt. Veränderung kann aber nicht nur in der Theorie stattfinden.
Kühn ist indessen der Deutsche Gewerkschaftsbund, wenn auch er sich gegen die Abschaffung des Tags der Deutschen Einheit stellt. Denn die bessere Lösung wäre es, stattdessen den 1. Mai zu opfern. Als Tag der Arbeit läge das ohnehin näher. Zudem trifft dies nur einen kleineren Teil der Deutschen. Kundgebungen lassen sich auch am Sonntag abhalten. Der Beweis ist 2005 zu liefern, wenn der 1. Mai auf einen Sonntag fällt. Ein zusätzlicher Impuls für die deutsche Wirtschaft wäre dann aber erst 2006 zu erwarten.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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