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Börsen-Zeitung: Wetten, dass ..., Kommentar zur Fusionsabsicht der drittgrößten Bank Italiens, San Paolo-Imi, mit der belgisch-niederländischen Dexia von Christina Rathmann

Frankfurt (ots)

... die belgisch-niederländische Bank Dexia und
die italienische San Paolo-Imi nicht fusionieren? Derzeit würden
Gespräche geführt, bestätigten beide Häuser zwar. Doch der Chef der
Banca d’Italia, Antonio Fazio, dem in Italien Aufsicht und
Fusionskontrolle im Bankensektor obliegen, dürfte ein Zusammenrücken
zu verhindern wissen – so wie bisher alle Versuche ausländischer
Unternehmen, auf italienische Banken zuzugreifen. Wenn der Hauptsitz
einer belgisch- niederländisch-italienischen Bank südlich der Alpen
angesiedelt würde, San Paolo bei einer Verschmelzung deutlich höher
bewertet würde als Dexia und die Leitung dominant italienisch besetzt
würde – ja, dann könnte es sein, dass Fazio eventuell doch noch mal
über sein Urteil nachdenkt. Aber: nur vielleicht.
Gerade erst hat der Italiener abgelehnt, dass ABN Amro die Anteile
an Banca Capitalia (9%) und Volksbank Antoveneta (12,6%) aufstockt.
Seine Zustimmung zur Verdopplung des Commerzbank-Anteils an
Mediobanca (2%) steht seit zwei Monaten aus. Nach der Blockadepolitik
der vergangenen Jahre scheint es ausgeschlossen, dass Fazio nun einer
Vollfusion einer „seiner“ Banken mit einem ausländischen Institut
oder auch nur einer Fusion der Vermögensverwaltungs-Töchter zustimmen
würde.
Warum eigentlich? In einem einheitlichen europäischen Markt mit
gleichen Spielregeln für alle dürfte es nationale Beschränkungen
nicht geben. Bei San Paolo-Imi, der nach Börsenkapitalisierung
drittgrößten Bank Italiens, geht es noch nicht mal um den „nationalen
Champion“.
In kaum einer anderen Branche kann so wenig von
grenzüberschreitender Konsolidierung in der EU die Rede sein wie im
Bankensektor – und in kaum einer anderen Branche wird so viel darüber
geredet. Der EU-Kommission, die einheitliche Wettbewerbsbedingungen
zu gewährleisten hat, ist das Verhalten Fazios ein Dorn im Auge. Doch
bisher ist sie machtlos. Zumindest ist sie inzwischen von den
Regierungen der EU-Staaten beauftragt, nationale Blockaden gegen
grenzüberschreitende Fusionen aufzuspüren. Damit läuft die Zeit für
Antonio Fazio: Bis in alle Ewigkeit wird er seine Politik der
nationalen Abschottung nicht durchhalten können.
Den Banken hilft diese ohnehin nicht. Immerhin kommen die
profitabelsten Institute in der EU aus Großbritannien – ausgerechnet
dem Land, in dem der Anteil ausländischer Häuser am Bankgeschäft mit
51% der kumulierten Bilanzsummen am höchsten ist.
Das Projekt Dexia/San Paolo-Imi könnte ein Testfall werden für die
Offenheit der Grenzen im EU-Binnenmarkt. Es könnte das letzte Mal
sein, dass Fazio seinen unzeitgemäßen Protektionismus noch
praktizieren darf.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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