Börsen-Zeitung: Antworten schuldig geblieben, Kommentar von Christina Rathmann zur Präsentation der Führungsstruktur der Deutschen Bank Asset Management
Frankfurt (ots)
Die Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren der Deutschen Bank im Asset Management hat Kevin Parker analysiert. 60 Tage nachdem er im erweiterten Führungskreis der Bank die Verantwortung für die Vermögensverwaltung übernahm, hat er die Top-Positionen neu besetzt. Bei der Präsentation der Führungsstruktur wurden alle vier Punkte überdeutlich.
Die Stärke der Deutschen Bank im Asset Management ist die DWS. Mit 25% hat sie im Markt für Publikumsfonds den höchsten Marktanteil in Deutschland und bezeichnet sich als den größten Anbieter in Europa. Da ist es nur konsequent, wenn Parker die zentrale Verantwortung für das Geschäft von London wieder nach Frankfurt verlegt.
Genauso deutlich offenbart Parkers Organigramm die Schwäche im Geschäft mit institutionellen Kunden und beim Angebot von Hedgefonds. Für beide Bereiche hat Parker es nicht geschafft, Leitungsverantwortliche zu finden dabei wäre es dort am nötigsten: Institutionelle Anleger vor allem in Großbritannien ziehen Geld von der Deutschen Bank ab. Allein im dritten Quartal waren es 11 Mrd. Euro. Interimistisch zeichnet Parker nun selbst verantwortlich für das institutionelle Geschäft. Darauf, wie er die Mega-Abflüsse stoppen will, blieb er aber jede Antwort schuldig. Ähnlich bei den Hedgefonds: Etliche Spezialisten hat die Deutsche Bank im vergangenen Jahr verloren, das erhoffte Milliardengeschäft in Deutschland ist ausgeblieben wo es nun langgehen soll, ist unklarer denn je. Dabei bietet das Asset Management derzeit große Chancen im Hedgefondsgeschäft. Dort erwartet die Branche in den nächsten Jahren hohe Zuflüsse. Chancen auch im institutionellen Geschäft: Die Investoren schichten kräftig um, verteilen entschlossen ihre Assets auf verschiedene Manager der ganze Markt wird neu verteilt. Das ist für jeden Anbieter eine Chance.
Die Gefahr für die Deutsche Bank ist, dass sie diese Trends verpasst. Mit der neuen Führungsstruktur hat Parker noch nichts zur Eindämmung dieser Gefahr getan. Im Gegenteil: Die mit dem Revirement verbundenen Abgänge von Paul Manduca, der für die Institutionellen in Europa zuständig war, und Josh Weinreich (Hedgefonds) haben die Flanke der Deutschen Bank erst so richtig geöffnet.
Nach nur 60 Tagen in seinem neuen Amt darf Parker diese Bestandsaufnahme freilich noch positiv sehen: Er hat die Schwächen identifiziert und somit die Chance, gegen sie anzugehen. Bevor seine ersten 100 Tage um sind, sollte er aber deutlicher machen, wie das geschehen soll. Dazu muss er die freien Posten besetzt und eine Strategie für das ausblutende Geschäft in Großbritannien vorgelegt haben.
(Börsen-Zeitung, 7.12.2004)
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