Börsen-Zeitung: Reine Vertrauenssache, Kommentar von Annette Becker zur Lage bei KarstadtQuelle
Frankfurt (ots)
KarstadtQuelle hat die Prognose für 2004 auf den Punkt getroffen und die Börse damit dennoch enttäuscht. So zumindest lässt sich die gestrige Kursreaktion auf die vorgelegten Umsatzzahlen des angeschlagenen Handelskonzerns interpretieren. Möglicherweise haben kurzfristig orientierte Investoren aber einfach auch nur Kasse gemacht. Seit dem Tiefststand im Dezember bei 6,13 Euro hatte die Aktie bis Montagabend immerhin ein Drittel an Wert zugelegt.
Dass das Geschäftsjahr 2004 keinen Anlass zur Freude bieten würde, war spätestens seit Anfang November bekannt. Damals wurde die Prognose zum letzten Mal nach unten angepasst. Neben einem Umsatzrückgang um 7% war auch von einem Verlust im operativen Geschäft von 280 bis 295 Mill. Euro die Rede. An dieser Vorhersage hält KarstadtQuelle fest.
Natürlich mag für Enttäuschung gesorgt haben, dass das Weihnachtsgeschäft bei KarstadtQuelle nochmals schlechter ausgefallen ist als in dem ohnehin schon schwachen Vorjahr. Ein Grund für den Ausstieg aus der Aktie dürften die gestern vorgelegten Zahlen für den langfristig orientierten Anleger jedoch nicht gewesen sein. Dieser hat sich entweder schon mit der Vorlage des ambitionierten Restrukturierungsprogramms Ende September aus dem Titel verabschiedet, oder er vertraut auf die Sanierungskräfte des Vorstands.
Um das Ruder bei Deutschlands Warenhausikone herumzureißen, genügt ein gutes Weihnachtsgeschäft ohnehin nicht. Der Umsatzmotor muss ganzjährig wieder zum Laufen gebracht werden. Zudem gilt es, die Verlustbringer im Konzern zu eliminieren sei es durch Verkauf oder durch Schließung. Das ist keine Sache von zwei, drei Monaten. Ebenso wenig kann in kürzester Zeit das beim Verbraucher verloren gegangene Vertrauen zurückgewonnen werden.
Außer Frage steht, dass KarstadtQuelle erst am Anfang des harten Sanierungskurses steht. Das vierte Quartal diente aus Sicht des Managements lediglich dazu, die finanzielle Voraussetzung für den operativen Umbau zu schaffen. Schon heute ein Urteil über Erfolg oder Misserfolg des Restrukturierungsprogramms zu fällen würde dem Vorhaben nicht gerecht. Das Scheitern kann zwar weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Doch wer die Aktie bislang nicht verkauft hat, dürfte sich des hohen Risikos bewusst sein.
(Börsen-Zeitung, 12.1.2005)
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