Börsen-Zeitung: Neue Ära bei MAN, Kommentar von Stefan Kroneck zum Ausstieg von Allianz, Münchener Rück und Commerzbank beim MAN-Konzern
Frankfurt (ots)
Mit dem Ausstieg von Allianz, Münchener Rück und Commerzbank beginnt für den MAN-Konzern, der auf eine über hundertjährige Firmengeschichte zurückblickt, eine neue Epoche. Der Münchner Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern hat den Mantel eines Großaktionärs verloren. Das Grundkapital befindet sich nun zu 100% im Streubesitz.
Dabei besitzt der Verkauf der Regina-Verwaltungsgesellschaft, in der das Trio seine Beteiligung bislang gebündelt hatte, Symbolkraft. Zwölf Tage nach dem Wechsel an der Konzernspitze geben die Finanzkonzerne nach einem über drei Jahrzehnte langen Engagement ihr Paket ab. Zudem geschieht dies just am 65. Geburtstag von Rudolf Rupprecht, der bis Jahresende 2004 die Unternehmensgeschicke gelenkt und zugleich als Konzern-Urgewächs die Traditionen des Unternehmens verkörpert hat. In Bezug auf den Zeitpunkt der Transaktion kann daher von Zufall keine Rede sein. Vor dem Hintergrund des Führungswechsels war der Ausstieg bewusst gewählt.
Der neue Vorstandschef Håkan Samuelsson kann sich nun unbefangener an einen Umbau des Konzerns heranmachen, weil er nicht mehr wir früher auf Rücksprachen mit Großaktionären angewiesen ist. Der ehemalige Chef des MAN-Nutzfahrzeugbereichs wird dort anknüpfen, wo sein Vorgänger bereits begonnen hat. Das weit verästelte Investitionsgüter-Konglomerat soll zu einer schlagkräftigen Gruppe mit den Kernsegmenten Nutzfahrzeuge, Druck- und Turbomaschinen, Dieselmotoren sowie Ferrostaal umgeformt werden.
Samuelsson wird MAN stärker als zuvor auf Profitabilität trimmen, um die Anleger bei Laune zu halten. Konzernteile, die die von der Führung vorgegebenen Renditeziele nicht erfüllen können, sollen abgestoßen werden. Dies gilt insbesondere für den Raumfahrtzulieferer MAN Technologie, aber auch sicherlich für einige Einheiten im defizitären Druckgeschäft. Weitere Standortverlagerungen sind kein Tabu mehr, nachdem vor allem die einst kränkelnde Bussparte mit derartigen Schritten wieder auf Kurs gebracht worden war.
Hält Samuelsson diesen Kurs durch, kann er eines Tages die Früchte seiner Strategie ernten. Für MAN stehen dabei die Chancen nicht schlecht, dass sich dies in einer wachsenden Marktkapitalisierung niederschlägt.
(Börsen-Zeitung, 13.1.2005)
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