Börsen-Zeitung: Auf dem Weg zu 25 Prozent, Kommentar von Christoph Ruhkamp zu den Kosten des umfangreichen Umbaus der Deutschen Bank
Frankfurt (ots)
Endlich hat Josef Ackermann schwarz auf weiß geliefert, worüber der Markt ohnehin schon spekulierte. Die Kosten für den Umbau der Deutschen Bank werden mit 600 Mill. Euro bereits im vierten Quartal 2004 berücksichtigt. Der Vorstandsvorsitzende hat also das vergangene Jahr gleichsam abgeschrieben, um sich für 2005 um so besser zu positionieren. Ein cleverer Schritt, der dem Markt offenbar gefällt: Das ließ sich am steigenden Aktienkurs ablesen.
Doch kommen auch Zweifel auf, ob Ackermann erreichen kann, was er will. Zwar ist er seinem wichtigsten Ziel einen großen Schritt näher gekommen: 2005 soll vor Steuern endlich die schon lange angestrebte Eigenkapitalrendite von 25% erreicht werden. Indes ist das Ziel selbst durch die Sonderbelastung im vierten Quartal kaum weniger ambitioniert geworden. Lag doch die Eigenkapitalrendite nach den ersten neun Monaten erst bei 20%. Wo also bisher 4 Euro Gewinn gemacht wurden, sollen es demnächst gleich 5 Euro sein.
Wichtiger als der nur taktische Schritt der vorgezogenen Verbuchung der Umbaukosten dürften deshalb auf dem weiteren Weg zu den 25% die Resultate des strategischen Effizienzprogramms werden. Mit 600 Mill. Euro liegt der Aufwand für den Umbau am oberen Ende der vom Markt erwarteten Spanne. Für die Mitarbeiter der Bank im Ausland ist das keine gute Nachricht.
Sie müssen nun damit rechnen, dass der Stellenabbau doch noch höher ausfallen könnte als bislang gedacht. Denn nur für Deutschland hatte das Institut schon klare Zahlen über die Auswirkungen des Restrukturierungsprogramms vorgelegt: Rund 2300 Stellen fallen hierzulande bis Ende kommenden Jahres weg wenn auch nicht unter dem Strich, da gleichzeitig rund 400 neue geschaffen werden. Global werden ungefähr 5000 bis 6000 Stellen gestrichen. Genaueres wird man erst zur Bilanzvorlage am 3. Februar erfahren.
Eines steht aber schon jetzt fest: Zu dem dramatischen Umbau der Bank gibt es kaum eine Alternative angesichts der Tatsache, dass das Institut bei allen wichtigen Kennziffern inklusive der Marktkapitalisierung den internationalen Konkurrenten deutlich hinterherhinkt. Schön wäre es jedoch, wenn Ackermanns Ziel durch ein wachsendes Geschäft erreicht werden könnte anstatt durch den sattsam bekannten Stellenabbau.
(Börsen-Zeitung, 15.1.2005)
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