Börsen-Zeitung: AWD überflügelt MLP, Kommentar zur Marktkapitalisierung der beiden Finanzvertriebe von Markus Frühauf
Frankfurt (ots)
Der eine platziert ein Fünftel des Aktienkapitals bei Investoren, was die Börse mit einem Kursplus von 6% honoriert. Der andere erfüllt die Gewinnprognosen exakt in der zur Jahresmitte ausgegebenen Range, legt Rekordzahlen bei Erträgen und Neugeschäft vor, doch der Aktienkurs stürzt um 8% ab. Die Rede ist von den beiden Finanzvertrieben AWD und MLP. Und der gestrige Tag könnte eine Zäsur bedeuten, denn erstmals seit dem Börsengang im Oktober 2000 hat AWD in der Marktkapitalisierung MLP überflügelt. Der Markt bewertet AWD nun mit 1,32 Mrd. Euro, MLP bringt knapp 1,30 Mrd. Euro auf die Waagschale.
Mag der Unterschied noch marginal sein, der Trend war gestern klar: Die Anleger schichten von MLP in AWD um. Die Hannoveraner haben mit ihrer internationalen Aufstellung sowie ihrem gezielten Ausbau im Segment der Besserverdiener in den vergangenen Jahren beträchtlich Boden gut gemacht. Und das in einer Zeit, als MLP hauptsächlich mit seiner selbstverschuldeten Vertrauenskrise beschäftigt war. Die Strategie von AWD ist klar und fokussiert. Bei MLP handelt es sich dagegen bei der Verstärkung des Segments mit wohlhabenden Kunden, der Ausrichtung auf betriebliche Altersvorsorge oder der Auslandsexpansion bislang nur um Ansätze. Ob sie richtig sind, dazu muss der Beweis erst noch erbracht werden.
Mit den gestern vorgelegten Zahlen haben die Heidelberger zwar imponierende Wachstumsraten vorgelegt und die eigenen Zielvorgaben erfüllt. Aber seit Anfang März gab es eine Studie von Merrill Lynch mit deutlich ambitionierteren Gewinnprognosen. Da muss man gegensteuern, will man vermeiden, dass in der Analystengemeinde ein Herdentrieb einsetzt und sich zu hohe Markterwartungen etablieren. Mit den gestrigen Kursverlusten hat MLP die Rechnung erhalten. Dagegen hat AWD-Gründer und -Vorstandschef Carsten Maschmeyer mit seiner Entscheidung, seinen Anteil von 51% auf 31% zu senken, den Nerv des Marktes getroffen. Denn mit dem höheren Free Float wird die Aktie liquider, was institutionelle Anleger schätzen. Der Abschied von der Mehrheit fällt Maschmeyer leicht, denn mit seinen 31% dominiert er auch die künftigen Hauptversammlungen. Bislang war der Streubesitz dort nur mit 10% vertreten.
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