Börsen-Zeitung: Notbremsung, Kommentar zur Restrukturierung bei DaimlerChrysler von Peter Roller
Frankfurt (ots)
DaimlerChrysler hat bei der defizitären Kleinwagenmarke Smart eine Notbremsung eingeleitet. Der Aktienmarkt trug dies trotz der damit verbundenen Gewinnwarnung mit Fassung. Die schlechten Nachrichten tags zuvor hatte der Konzern die bisher größte Rückrufaktion bekannt gegeben sind bereits weitgehend im Kurs eskomptiert. Schließlich wird seit geraumer Zeit über Qualitätsprobleme bei Mercedes-Benz gesprochen, und dass bei Smart Feuer unterm Dach ist, zeichnete sich ebenfalls schon lange ab.
Erstaunlich ist eher, dass DaimlerChrysler erst jetzt beim Smart nachhaltig reagiert, obwohl die 1998 gegründete Tochter noch nie Gewinne erzielt hat. Nach Schätzungen wurden allein in den zurückliegenden fünf Jahren insgesamt rund 2,5 Mrd. Euro Verlust eingefahren. Die Ursache dafür ist simpel. Der einst mit großen Vorschusslorbeeren ins Rennen um die Käufergunst geschickte Smart hat sich vom Start weg als Flop erwiesen, auch wenn man dies in der Konzernzentrale stets beschönigte.
Rund 220000 Einheiten sollten jährlich vom zweisitzigen Smart verkauft werden. Diese Zahl wurde in keinem Jahr auch nur annähernd erreicht. So wurden 2004 einschließlich Roadster lediglich 93000 Zweisitzer abgesetzt, und nur dem im April 2004 auf den Markt gebrachten Viersitzer war es zu verdanken, dass der Gesamtabsatz 152100 Einheiten erreichte. Zu wenig, auch der Forfour hat die Erwartungen nicht erfüllt.
Jetzt soll mit einem milliardenschweren Sanierungsprogramm, das das Konzernergebnis 2005 reduzieren wird und sich nur schlecht mit der Absicht verträgt, ein besseres Rating zu erhalten, die Kleinwagenmarke auf eine betriebswirtschaftlich solide Basis gestellt werden. Ziel ist, 2007 den Break-even zu erreichen. Dazu wird unter anderem die Modellpalette ausgedünnt, denn der erfolglose Roadster wird Ende 2005 eingestellt und der geplante Geländewagen Formore gar nicht gebaut. Auch von den Mitarbeitern werden Opfer abverlangt in Form eines deutlichen Stellenabbaus. Die Einschnitte, die der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes vornimmt, sind tief. Auf den schärfsten Schnitt allerdings wird verzichtet. Eine Aufgabe des Smart ist kein Thema, weil dies noch mehr Geld kosten würde. Am Markt sind die Meinungen über das Konzept gespalten. Sie reichen von Wende erreicht bis nicht aggressiv genug.
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