Börsen-Zeitung: FMC löst die Fesseln, Kommentar von Sabine Wadewitz zum Kauf der Renal Care durch FMC
Frankfurt (ots)
Mit der 4 Mrd. Dollar schweren Übernahme des US-Konkurrenten Renal Care genehmigt sich der Dialyse-Konzern Fresenius Medical Care (FMC) einen teuren Einkauf, aber er ist nötig. Der US-amerikanische Markt für Kliniken zur Behandlung chronisch Nierenkranker ist inzwischen weitgehend verteilt. Die in Nashville/Tennessee ansässige Renal Care ist einer der letzten größeren Spieler, nachdem sich der Wettbewerber Davita im Dezember vergangenen Jahres für gut 3 Mrd. Dollar die US-Aktivitäten der schwedischen Gambro einverleibt hat. FMC musste auf diesen Schulterschluss reagieren, um sich die Führungsposition auf dem bedeutendsten Markt zurückzuholen.
Die milliardenschwere Transaktion kommt für FMC zur ungünstigen Zeit. Der Konzern war nach jahrelanger finanzieller Konsolidierung kurz davor, als letztes großes deutsches Unternehmen in die Oberliga des Investment-Grade-Rating aufgenommen zu werden. Mit dem erneuten Aufblähen der Verschuldung rückt dieses Ziel in weite Ferne. Allerdings genießt FMC trotz des Makels ein hohes Ansehen bei Kreditgebern, operiert der Konzern doch in einem stabilen Markt und generiert hohe Cash-flows. Bei den Finanzierungskonditionen dürfte sich FMC deshalb kaum schlechter stellen als die ersten Adressen im Markt.
Mit dem Deal in den USA verbindet FMC weitreichende gesellschaftsrechtliche Schritte. Die Umwandlung der Vorzüge soll realisiert werden, womit die Gesellschaft einer Forderung des Kapitalmarkts nachkommt. Bei den Konditionen des Umtauschs liegt FMC mit einer zu zahlenden Umwandlungsprämie von zwei Dritteln der Kursdifferenz im Einklang mit den im Markt anerkannten Bedingungen. Mit der Vereinfachung der Aktienstruktur und der deutlichen Erhöhung der Liquidität der Stammaktie sichert sich der Gesundheitskonzern den Verbleib im Dax.
Um den Einfluss der Nachlassstiftung der Firmengründer aufrechtzuerhalten, auch wenn deren Anteil deutlich unter 50% sinkt, geht mit dem neuen Auftritt ein Rechtsformwechsel zur Kommanditgesellschaft (KGaA) einher. Dies mag das einzig Machbare gewesen sein, um dem Stiftungszweck gerecht zu werden. Internationalen Investoren ist dieses typisch deutsche Konstrukt jedoch schwer zu vermitteln. Immerhin aber gewinnt FMC nun Unabhängigkeit von der beschränkten Finanzkraft des Großaktionärs.
(Börsen-Zeitung, 6.5.2005)
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