Börsen-Zeitung: Quo vadis Pfandbriefbank? Kommentar zu Quartalsergebnis und Zukunft der Depfa von Thomas List
Frankfurt (ots)
An diesem Montag wird Depfa-Chef Gerhard Bruckermann neben dem Quartalsergebnis auch die Zukunft der seit zwei Wochen nicht mehr zum Verkauf stehenden Deutschen Pfandbriefbank näher erläutern müssen. Denn klar ist bisher nur, dass die Pfandbriefbank wieder in den Konzern eingegliedert wird, Dopplungen mit der Mutter abgebaut und sie dabei verschlankt werden soll. Außerdem will der Depfa- Vorstand 500 Mill. Euro Eigenkapital an die Mutter übertragen.
Die Ratingagenturen Standard&Poors und Moodys haben aus den öffentlichen Ankündigungen der Depfa-Vorstände den Schluss gezogen, dass die Bedeutung der Pfandbriefbank im Konzern abnehmen wird, und deshalb das Kreditrating (S&P) bzw. das Finanzkraftrating reduziert.
Die Muttergesellschaft muss in der Tat aufpassen, dass sie nicht das traditionell gute Standing der Pfandbriefbank, aber auch das im Laufe des vergangenen Jahres zusätzlich aufgebaute Know-how gefährdet. Zwar hat die Pfandbriefbank sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite ihr Neugeschäft deutlich reduziert. Doch ist sie immer noch ein bedeutender Player auf dem deutschen Staatsfinanzierungsmarkt. Neue Kredite hat die Bank 2004 für 11,7 (i.V. 16,6) Mrd. Euro vergeben und sich langfristig neu mit 6,2 (8,4) Mrd. Euro refinanziert. Bei den Refinanzierungskonditionen ist der Unterschied zwischen Mutter und Tochter nicht sehr groß. Berücksichtigt man noch kommende Einsparungen durch einen Umzug nach Eschborn (geringere Gewerbesteuer) und die geplante Senkung der Körperschaftsteuer erscheint der Standort Deutschland im Vergleich zu Irland durchaus wettbewerbsfähig. Der Depfa-Vorstand muss zügig eine Strategie entwickeln und kommunizieren, die die ausgewiesenen Stärken der Pfandbriefbank stimmig in die Zukunft des Gesamtkonzerns einbindet. Dabei steht auch auf dem Prüfstand, ob die Depfa nicht zukünftig zweigleisig fahren sollte. Dies gilt sowohl für das Funding, bei dem sich im langfristigen Bereich die Mutter auf den irischen Covered Bond und die Tochter auf den deutschen Pfandbrief konzentriert, als auch für die Kreditvergabe. Dabei gewinnt die Pfandbriefbank ihre im Wesentlichen deutschen Kunden über Banken, während die Mutter ihre internationalen Kunden direkt akquiriert.
(Börsen-Zeitung, 7.5.2005)
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