Börsen-Zeitung: Sanios Law - Kommentar von Bernd Weber zum Blick der Aufsicht auf die Hedgefonds
Frankfurt (ots)
Jochen Sanio hält es, wenn es um die Stabilität und Transparenz des Finanzsystems geht, mit Murphys Law. Was schief gehen kann, geht schief, sagt der Präsident der BaFin mit Blick auf die umtriebigen Hedgefonds. Lieber heute als morgen wünscht sich Sanio deshalb strengere Regulierung und größere Transparenz der modernen Investmentvehikel. Doch muss sich Sanio als relativ einsamer Rufer in der Wüste fühlen. Denn abgesehen von einigen politisch motivierten Mitstreitern und vereinzelt vernommenen Warnern aus dem Heer der Zentralbanker ist die Schar derer um den BaFin-Präsidenten ziemlich klein.
Für Sanio sind die Hedgefonds die Schwarzen Löcher des internationalen Finanzsystems. Und eine Aufsicht, die sich allein auf die Registrierung der Fonds beschränkt, ist für ihn in Anspielung auf die laxen Regeln auf den von Hedgefonds geliebten Inseln südlich der USA die karibische Variante und ein ungeeignetes Instrument. Zwar hat auch die BaFin inzwischen einige Single- und Dachhedgefonds genehmigt, aber ganz geheuer sind dem Präsidenten der Finanzaufsicht die Investmentvehikel nicht, und zwar schon lange. Deshalb hat er bereits 1998, als der Hedgefonds LTCM in die Krise schlitterte und eine gewaltige Rettungsaktion anlief, zu einer stärkeren Regulierung aufgerufen. Damals gab es nach seinen Worten jedoch starke Kräfte, die dies zu verhindern wussten.
Heute sieben Jahre später stellt sich die Situation in einem Punkt deutlich verändert dar. Inzwischen wird das verwaltete Kapital in Hedgefonds auf rund 1000 Mrd. Dollar geschätzt. Dies sind Summen, die gehebelt mit dem Einsatz von Krediten massive Bewegungen an den Finanzmärkten hervorrufen können. Zwar versuchen Hedgefonds Marktineffizienzen zu identifizieren und hieraus Renditen zu erzielen und sind somit ein wichtiger Informationsgeber. Auch tragen sie zur Effizienz der Finanzmärkte bei, indem sie die Liquidität erhöhen und Risiken übernehmen.
Aber die geschäftlichen Verbindungen, die sie mit Banken als Primebroker oder Kreditgeber eingehen, machen Zweit- und Drittrundeneffekte im Falle einer Schieflage möglich und bergen eben die Gefahr eine Systemkrise. Darauf hat Sanio zurecht hingewiesen. Ein genauerer Blick der Aufsicht auf die Hedgefonds scheint angebracht, egal ob aus Gründen des System- oder des Anlegerschutzes.
(Börsen-Zeitung, 20.5.2005)
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