Börsen-Zeitung: HVB wählt falsches Timing, Kommentar zu Spekulationen einer Fusion von HypoVereinsbank und Unicredito von Michael Flämig
Frankfurt (ots)
HypoVereinsbank (HVB) und Unicredito sind wieder einmal als mögliche Partner im Gespräch. Die Kapitalmärkte spekulieren schon auf eine kräftige Übernahmeprämie für die HVB-Aktie. Eine Fusion ist schließlich strategisch sinnvoll. Im Wachstumsmarkt Osteuropa könnte die klare Spitzenposition erobert werden. Außerdem würden mit Süddeutschland und Norditalien zwei vernetzte Regionen, die zu den wirtschaftsstärksten Europas gehören, von einer Bank bedient. Die Aktienmärkte schießen aber mit der Kurssteigerung von 10% in einem Monat weit über das Ziel hinaus. Denn ein Abschluss ist zwar mittelfristig durchaus denkbar, aber aktuell definitiv nicht in Sicht.
So zweifelhaft das Timing der Kapitalmärkte ist, so falsch ist jenes der HypoVereinsbank. Vorstandssprecher Dieter Rampl hat die öffentliche Diskussion Ende April in einem Interview angestoßen mit der Bemerkung, die HVB sehe in Unicredito einen attraktiven Partner und sich nicht in der Position, einen solchen Partner zu übernehmen. Eine derartige Äußerung ist dann sinnlos, wenn man effizient Verhandlungen führen will. Das A&O erfolgreicher Fusionsgespräche ist die Geheimhaltung. Es bleiben, wenn man rational argumentiert, zwei Interpretationsmöglichkeiten. Erstens: Mit der öffentlichen Selbstverpflichtung sollte eine Option festgeklopft werden, die intern umstritten ist. Dies spräche nicht für die Souveränität der operativen Spitze. Zweitens könnte die Absicht sein, den Aktienkurs nach oben zu treiben. Dies wäre eine Irreführung. Leider gehört sie zur HVB-Tradition. Vor der Kapitalerhöhung 2004 habe die Bank kurssteigernde Fusionsspekulationen geschürt, klagten institutionelle Investoren jüngst auf der Hauptversammlung.
Das HVB-Timing ist auch in weiterer Hinsicht falsch. Kaum sind interne Lasten und die Abwärtsrisiken weitgehend beseitigt, bietet sich die Bank als Juniorpartner an. Mit welchem Pfund will sie gegenüber einem doppelt so wertvollen Institut wuchern? Ein vom Handelsergebnis abhängiges Ergebnisziel und ein schwaches Heimatgeschäft sind wahrlich keine Trümpfe. Das Osteuropageschäft würde kaum unter Obhut der Münchner bleiben.
Die HVB ist also aktuell nicht in der Lage, sich so teuer wie möglich zu verkaufen. Dafür müssen erst Erfolge erarbeitet werden. Konsolidierung ist kein Wert an sich. Diese muss Wert für die HVB- Aktionäre schaffen
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell