Börsen-Zeitung: Käufer gesucht, Kommentar von Annette Becker zu den Handlungsoptionen von Metro für die Baumarktkette Praktiker
Frankfurt (ots)
Erst legen und dann gackern. So lautete bislang die Strategie der Metro, wenn es um den Umbau des Konzernportfolios ging. Von dieser bewährten Kommunikationspolitik weicht der Handelskonzern nun ab: JPMorgan sei mit der Bewertung der Handlungsoptionen für die Baumarktkette Praktiker beauftragt worden.
Völlig ergebnisoffen sei der Prozess, wird in Düsseldorf beteuert. Gleichwohl dürfte heute schon feststehen, dass der Verbleib unter dem Metro-Dach keineswegs die präferierte Variante ist. Denn selbst nach fünf Jahren harter Sanierungsarbeit verdient Praktiker die Kapitalkosten (noch) nicht.
Doch wie wahrscheinlich sind die beiden anderen Optionen? Da wäre zum einen der Verkauf, bei dem sich in erster Linie Finanzinvestoren angesprochen fühlen dürften. Diese sind auf dem deutschen Markt zwar unverändert auf der Suche nach Kaufgelegenheiten, doch im Handel stehen dabei vor allem sanierungsbedürftige Objekte im Fokus. Ob Ihr Platz, die KD-Drogerien oder die Desinvestitionsobjekte aus dem KarstadtQuelle-Konzern, die von 75 kleinen Warenhäusern bis hin zu sanierungsbedürftigen Textilhandelsketten reichen, hier konzentriert sich das Kaufinteresse. Vor diesem Hintergrund sind die Verkaufsabsichten der Metro zu beurteilen. Der Handelsriese steht nicht unter Verkaufsdruck und wird aus diesem Grund einen ansehnlichen Preis fordern. Die teure Sanierung haben die Düsseldorfer selbst bezahlt, schon allein dafür dürfte ein Preisaufschlag fällig werden. Aus Sicht eines Finanzinvestors, der mit zweistelligen Renditen kalkuliert, dürfte die Verlockung nicht gerade groß sein. Doch da in Deutschland auch der Baumarktsektor overstored ist, werden strategische Investoren noch schwieriger zu finden sein.
Bleibt die Option Börsengang. Zwar hat sich das Klima am Primärmarkt seit Jahresbeginn etwas aufgehellt, doch agiert Praktiker in der Problembranche Einzelhandel, was die Suche nach gewichtigen Verkaufsargumenten schwierig macht. Natürlich lässt sich mit den aufstrebenden Märkten in Osteuropa werben, wo Praktiker gut aufgestellt ist. Doch was sind diese Standorte ohne den Rückhalt der expansionserfahrenen Muttergesellschaft Metro wert?
Gut denkbar, dass am Ende der Verbleib im Konzern der wirtschaftlich sinnvollste Weg ist. Dann aber muss die Metro ihre Strategie überdenken, liegt die Zukunft der Baumärkte doch in der weiteren Internationalisierung. Und das kostet Geld.
(Börsen-Zeitung, 21.6.2005)
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