Börsen-Zeitung: Italienische Risiken, Kommentar zu italienischen Staatsanleihen von Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots)
An den internationalen Bond- und Kreditmärkten stehen derzeit italienische Staatsanleihen im besonderen Fokus der Anleger. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise der Europäischen Union sind die Spreads italienischer Titel gegenüber Benchmark deutlich herausgelaufen.
Am deutlichsten ist die Entwicklung an den Credit Default Swaps (CDS) auf italienische Staatsanleihen abzulesen. Mit diesen Kapitalmarktinstrumenten wird quasi Versicherungsschutz gegen den Ausfall von Kapitalmarktadressen gehandelt. Der Preis für den Schutz vor einem italienischen Staatsbankrott hat sich in den vergangenen Wochen auffällig erhöht. Im zehnjährigen Laufzeitenbereich betrugen die CDS-Spreads bis in den April hinein rund 14 Basispunkte (BP). Bis Mitte Juni haben sich die Spreads bei höheren Volumina bis auf etwa 28 BP verdoppelt.
Die Situation Italiens ist in der Tat besorgniserregend. Die EU hat wegen des hohen Haushaltsdefizits von 3,2<% im vergangenen Jahr ein Verfahren wegen der Nichteinhaltung des Stabilitätspaktes eingeleitet, zumal für das laufende Jahr eine Ausweitung der Unterdeckung droht. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der im EU- Vergleich besonders hohen Staatsverschuldung von 106,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu sehen.
Die Regierung unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi müsste nun kräftig auf die Ausgabenbremse treten. Dies fällt ihr jedoch außerordentlich schwer, weil Italien innerhalb der Eurozone das einzige Land ist, das sich mit negativem BIP-Wachstum in den vergangenen beiden Quartalen offiziell in der Rezession befindet.
An den Märkten wird derzeit freilich nicht erwartet, dass es in Italien wirklich zu einem Staatsbankrott kommt. Credit-Experte Marcus Schüler von der Deutschen Bank weist darauf hin, dass ein CDS- Spread in der Größenordnung von 30 BP immer noch die höchste Bonitätsklasse darstelle. Insofern seien Parallelen zu Argentinien, wo es bekanntlich zum Bankrott gekommen ist, stark übertrieben. Im schlimmsten Fall könnte es allerdings zu einem Ausscheren Italiens aus der Währungsunion kommen, so wie dies vom Berlusconi- Koalitionspartner Lega Nord bereits gefordert worden ist. Im Euro ist dies noch nicht ausreichend eingepreist. Marktbeobachter sehen die Gemeinschaftswährung daher bereits bei rund 1,15 Dollar.
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