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Börsen-Zeitung: Eine Welt, Kommentar zu den Terrorakten in London und dem G 8-Gipfel von Claus Döring

Frankfurt (ots)

Die barbarischen Terrorakte von London haben
schlagartig vor Augen geführt, was der G 8-Gipfel in Schottland nie
geschafft hätte: Wir leben in einer Welt. Nationale Grenzen spielen
bei der Bedrohung unserer Existenzgrundlage – sei es durch
terroristische Anschläge, Unfälle oder Naturkatastrophen – immer
weniger eine Rolle. New York, Madrid, London – es kann jede westliche
Metropole treffen. So, wie es beinahe täglich Städte und Menschen im
Irak trifft. Auf die Kriegserklärung vom 11. September 2001 an die
freie Welt, an die westlich-demokratische Gesellschaftsform und an
die damit verknüpfte kapitalistische Ordnung hat die westliche Welt
bisher keine hinreichende Antwort gefunden.
Allein militärische Rüstung nach außen und polizeiliche Maßnahmen
nach innen können Anschläge wie jetzt in London und 2004 in Madrid
nicht verhindern. Die Auseinandersetzung mit dem Fundamentalismus und
den Feinden der Freiheit ist auch auf einer anderen Ebene zu führen:
radikalen und terroristischen Gruppen muss jener Nährboden entzogen
werden, auf dem ihre menschenverachtenden Gedanken und Taten
entstehen und gedeihen können. So wenig es Nachsicht gegenüber
totalitären Ideologien geben darf, so überzeugend muss der
freiheitliche Gegenentwurf gelebt werden.
Eine erste Antwort sollte nun der demonstrative Schulterschluss
der in Schottland zum Gipfel versammelten Regierungschefs sein. Von
Gleneagles muss die Botschaft ausgehen, dass die G 8-Länder gemeinsam
Verantwortung für diese eine Welt zu übernehmen bereit sind. Dazu
gehören nicht nur Fragen der militärischen und ökonomischen
Stabilität, die Grundlage des Wohlstandes in der westlichen Welt
sind, sondern nicht weniger Fragen des Klimaschutzes und der
finanziellen Hilfe für die ärmsten Länder der Welt. Wer den
berechtigten Wunsch von Völkern und Menschen nach Sicherung ihrer
Existenzgrundlage negiert, bereitet den Feinden der Freiheit den Weg.
Die G 8-Staaten müssen jetzt Handlungsfähigkeit beweisen, dürfen
sich angesichts der Terrorakte nicht lähmen lassen. Auch wenn die
ökonomischen Folgen dieser neuen Anschläge gering sein mögen, die
Stabilität der Märkte nicht in Gefahr war – die Lernkurve im
„Management“ solcher Anschlagsfolgen darf nicht dazu führen,
übermorgen wieder zur Tagesordnung zurückzukehren.

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