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Börsen-Zeitung: Mit Hartz am Ende, Kommentar zum Rücktrittsangebot von VW- Personalvorstand Peter Hartz von Gottfried Mehner

Frankfurt (ots)

Mit seinem Rücktrittsangebot hat Peter Hartz den
Weg freigemacht für eine grundlegende Aufarbeitung der gesamten
Affäre. Wenn nicht alles täuscht, erleben wir gerade aber nur das
Vorbeben. Weitere Veränderungen in den Organen sind wahrscheinlich.
Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hat sich kürzlich wegen Hartz so
weit aus dem Fenster gelehnt, dass er jetzt zu weit im Freien hängen
könnte.
Wenn eine Erneuerung an Haupt und Gliedern wirklich angepackt
würde, könnte VW nach einem Großreinemachen als Unternehmen mit
klarer innerbetrieblicher Gewaltenteilung dastehen. Das wird dann
vielleicht etwas konfrontativer. Doch wohin das von Hartz propagierte
Co-Management führte, ist offensichtlich.
Wie weltfern der Konzern aber immer noch tickt, wird daran
deutlich, dass der Abgang von Hartz damit verklärt wird, dieser habe
die „politische“ Verantwortung für die Unregelmäßigkeiten „einzelner“
Mitarbeiter übernommen. Ein völliges Missverständnis: Ein Manager hat
unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, seinen Laden am Laufen
zu halten, und sonst gar nichts. Hartz war ganz wesentlich
mitverantwortlich, dass mit Helmuth Schuster einer seiner engsten
Mitarbeiter mit einem Vorstandsjob bei der Tochter Skoda „belohnt“
wurde. Belohnt für was?
Und dann kam Schuster dort in Kontakt mit der trickreich
verschachtelten Selbstbereicherungsaktion über Tarnfirmen.
Kameradenhaftes Co-Management nach innen und unternehmerische
Aktivitäten nur, wenn es um die eigene Tasche geht – so darf es nicht
funktionieren. Hartz’ Großtat bestand darin, dass er 1993 die
28,8-Stunden-Woche einführte und damit über Nacht 1,4 Mrd. DM (!)
einsparte. Piëch, damals Vorstandschef, war dankbar und verschaffte
Hartz Freiräume. Hartz konnte sein Potpourri aus Zeitwertpapieren,
Aktienoptionen für alle, Stafette und was sonst noch abfeuern, aber
der Konzern kam eigentlich dennoch nicht vom Fleck: Als Hartz anfing,
hatte VW 30<ET>000 Leute zu viel an Bord und einen Kostennachteil
gegenüber der Konkurrenz von 20%. Aktuell hat sich am personellen
Überhang nichts verändert, aber der Kostennachteil hat sich auf 40%
erhöht.
Volkswagen dient vielen immer noch als Modell dafür, dass es in
Großkonzernen auch anders geht. Ein Trugschluss, dessen
Realitätsferne Hartz’ Abgang symbolisiert.

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