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Börsen-Zeitung: Ende einer Beziehung, Kommentar zur Münchener Rückversicherung, die für über eine Milliarde Euro ihren Anteil an der Allianz reduzierte, von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots)

Mit dem Abbau ihres Anteils an der Allianz auf
unter 5% ist die Münchener Rück nicht mehr Großaktionär bei dem
Erstversicherungsriesen. Damit markiert der weltgrößte
Rückversicherungskonzern das endgültige Ende einer langjährigen
Beziehung beider Häuser, die auf das Jahr 1921 zurückgeht und in der
deutschen Nachkriegszeit mit ihrer gegenseitigen Kapitalbeteiligung
von einst jeweils 25% einen wesentlichen Eckpfeiler der Deutschland-
AG bildete.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Allianz ihr Paket an
der Münchener Rück von derzeit 9,4% ebenfalls auf Streubesitzniveau
drückt. Denn die gegenseitigen Kapitalverflechtungen haben heute
ihren strategischen Sinn verloren. Beide Gesellschaften gehen
mittlerweile getrennte Wege. Die Allianz verfolgt seit dem Erwerb der
Dresdner Bank das Konzept eines internationalen Allfinanzkonzerns,
die Münchener Rück konzentriert sich im Rück- und
Erstversicherungsgeschäft (Ergo-Gruppe) auf zwei fast gleichwertige
Standbeine. Da haben Sonderbeziehungen, wie sie beide Adressen früher
führten, keinen Platz mehr.
Für die Anleger ist die sukzessive Entflechtung von
Kapitalbeteiligungen im hiesigen Finanzsektor ein großer Vorteil. Die
Unternehmen reduzieren dadurch in ihren Büchern große Klumpenrisiken,
was generell ihre Bilanzen und Erfolgsrechnungen entlastet.
Spätestens im zurückliegenden Aktiencrash zeigte sich deutlich,
dass das Tandem Allianz/Münchener Rück ein Auslaufmodell ist. Bis
dahin hatten es beide Gesellschaften wegen ihres hohen
Beteiligungsportefeuilles sträflich vernachlässigt, am Kapitalmarkt
ihre Risiken zu streuen. Die Folge waren hohe Abschreibungen auf
Wertpapiere, die die Ertrags- und Kapitalkraft schmälerten. Die
Investoren wandten sich von Allianz und Münchener Rück ab, die
Ratingagenturen senkten die Daumen.
Beide Konzerne haben aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt.
Sie verringerten ihre Aktienquoten auf zuletzt etwa 14% mit der
Veräußerung von Beteiligungen. Vor allem die Münchener Rück tat sich
dabei in den vergangenen Monaten hervor. Neben Allianz standen unter
anderem Commerzbank und BHW auf der Verkaufsliste. Dem Konzern
winken dadurch in diesem Jahr hohe Erlöse – Gelder, die er braucht,
um drohende Lasten an anderer Stelle – etwa bei der US-Tochter
American Re – auszugleichen

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