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Börsen-Zeitung: Manager ohne Moral, Kommentar von Claus Döring

Frankfurt (ots)

Als ob das Managerimage nach der legalen
Selbstbedienung via Aktienoptionen nicht schon ramponiert genug ist,
kommen nun im Monatsrhythmus auch noch illegale Selbstbereicherungen
zum Vorschein. Ob beim Mercedes-Vertrieb, bei
Skoda-Lieferantenverträgen oder jetzt beim Motorsportsponsoring von
Infineon: allen Fällen gemein ist, dass leitende Angestellte ihre
Position missbraucht haben sollen, um in die eigene Tasche zu
wirtschaften. Der dabei entstandene finanzielle Schaden ist eher
Nebensache. Entscheidend ist die öffentliche Wahrnehmung, wonach „die
da oben“ nicht nur Wasser predigen und selbst Wein trinken, sondern
sich den Wein am liebsten auch noch von anderen spendieren lassen.
Dass sich Fälle von Korruption in Deutschland mehren, ist
statistisch nicht belegt. Zweifellos hat aber die Sensibilität in der
Öffentlichkeit zugenommen. Auch wenn Verfehlungen im Sinne
menschlichen Versagens wie auch kriminelle Machenschaften immer
vorkommen werden – für die Frage der Häufung und des Ausmaßes ist das
System der Kontrolle ganz entscheidend. Im Falle Infineon ist zu
fragen, ob es im Sinne der Corporate Governance richtig war, dass
nach dem Rauswurf des einstigen Vorstandschefs Ulrich Schumacher der
Aufsichtsratsvorsitzende Max Dietrich Kley selbst an seine Stelle
trat und damit die bewährte Trennung von operativem Geschäft und
Kontrolle vorübergehend aufgehoben war. Vielleicht hätte Kley sonst
nicht so vorschnell einen Persilschein für den inzwischen
zurückgetretenen Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz ausgestellt.
Zwar gilt auch für der Korruption verdächtigte Manager zunächst die
Unschuldsvermutung. Doch solange die staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen laufen, sollte auch der oberste Kontrolleur deren
Ergebnis nicht vorwegnehmen wollen.
Jenseits des Einzelfalls ist zu fragen, ob die Kriterien für die
Auswahl von Führungskräften noch stimmen. Die enge Verknüpfung von
Erfolg und Bezahlung zeigt ihre Schattenseite. Sie hat zunehmend
einen Typ Manager in die Verantwortung gebracht, für den ethische
Grundsätze weniger zählen. Ihm fehlt das Gespür für das, „was man
nicht tut“. Dafür ist er überdurchschnittlich empfänglich für
finanzielle Anreize – und damit gefährdet. Dem muss das „System“
durch Kontrolle, wirksamere Sanktionen und ein Überdenken der
Auswahlkriterien Rechnung tragen.

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