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Börsen-Zeitung: Parmalat gegen Unicredit, Kommentar von Thesy Kness-Bastaroli zu den Schadenersatzforderungen gegen Banken wegen angeblicher Mithilfe am betrügerischen Bankrott des Molkereikonzerns

Frankfurt (ots)

Der vom Pleitekonzern Parmalat von Unicredit und
JPMorgan geforderte Schadenersatz von 4,4 Mrd. Euro ist kein Rekord.
Bereits 2004 hatte Insolvenzverwalter Enrico Bondi jeweils 10 Mrd.
Euro von Citigroup und Bank of America sowie den Wirtschaftsprüfern
Deloitte&Touche und Grant Thornton für angebliche Mithilfe am
betrügerischen Bankrott des Molkereikonzerns gefordert. Auch die
Deutsche Bank steht unter Verdacht, von der Finanzschieflage gewusst,
trotzdem Unternehmensbonds platziert und davon profitiert zu haben.
Die Mailänder Staatsanwaltschaft hatte Ende Juli erneut Anklage
gegen die italienische Tochter der Deutschen Bank sowie gegen UBS und
Citibank erhoben. Es wird gegen 13 Mitarbeiter dieser Banken
ermittelt. Sie stehen auch im Verdacht der Kursmanipulation, da sie
die wahre Finanzlage bei Parmalat verschleiert und falsche
Informationen weitergegeben haben sollen. Der ehemalige Manager der
Bank of America und spätere Parmalat-Mitarbeiter Luca Sala wurde vor
wenigen Tagen verhaftet.
Insolvenzverwalter Bondi kehrt derzeit nicht nur bei der
Restrukturierung, sondern auch bei der finanziellen Sanierung mit
eisernem Besen. Er strengt Verfahren gegen rund 50 Finanzinstitute
an. Nach italienischem Recht können Insolvenzverwalter von Banken
Gebühren wieder einfordern, wenn der Verdacht besteht, dass sie über
die Schieflage der Gesellschaften im Bilde waren.
Einige Banken, darunter der Vermögensverwalter von Banca Intesa,
Nextra, und Morgan Stanley, haben mit Parmalat außergerichtliche
Einigungen erzielt. Um sich der Risiken zu entledigen, zahlten sie
bis zu 160 Mill. Euro. Mit dem Betrag werden sämtliche Ansprüche des
Ende 2003 insolvent erklärten Unternehmens an die Banken abgegolten.
Es gibt Gerüchte, dass mehrere Kreditinstitute, darunter auch die
Deutsche Bank, außergerichtliche Einigungen anpeilten.
Der Insolvenzverwalter will vor dem Börsengang im Oktober
möglichst viel Geld kassieren. Nach der Notierung der neuen Parmalat
wären die Schadenersatzansprüche schwieriger durchzusetzen. Auch
deshalb, da die betroffenen Institute gleichzeitig Gläubiger und
damit auch Großaktionäre wären.
Fest steht, dass die einstigen Schuldner größtes Interesse daran
haben, dass der Börsengang gelingt. Um zu retten, was noch zu retten
ist.
(Börsen-Zeitung, 9.8.2005)

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