Börsen-Zeitung: WestLB sucht Retailbasis, Kommentar von Annette Becker zu Überlegungen von WestLB und Stadtsparkasse Düsseldorf hinsichtlich eines Schulterschlusses
Frankfurt (ots)
Wer laut nachdenkt, macht sich nicht immer Freunde. Diese Erfahrung macht gerade Joachim Erwin, Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf. Nach einem Gespräch mit Thomas Fischer, dem Vorstandvorsitzenden der WestLB, waren sich beide Seiten einig: Anstatt die Stadtsparkasse Düsseldorf in eine Fusion mit anderen Sparkassen einzubringen alle Versuche in diese Richtung waren bislang kläglich gescheitert , wäre ein Zusammenschluss mit der WestLB doch die attraktivere Variante.
Natürlich lässt sich solch eine Idee nicht von heute auf morgen verwirklichen, und natürlich haben neben der Landespolitik, die die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen müsste, auch die Eigentümer der WestLB allen voran die beiden Sparkassenverbände aus Nordrhein- Westfalen ein Wörtchen mitzureden. Dennoch stecken hinter der Idee mehr als Tagträumereien eines politischen Enfant terrible.
Die deutsche Sparkassen- und Landesbankenlandschaft befindet sich nicht erst seit dem Wegfall der Staatsgarantien in Bewegung. Es mehren sich Stimmen, die Zusammenschlüsse nicht nur zwischen Sparkassen, sondern auch zwischen Sparkassen und Landesbanken Stichwort: vertikale Integration als zukunftsweisend ansehen. Erst kürzlich strich die Ratingagentur Fitch die Bedeutung des Retailgeschäfts für die Landesbanken heraus und verwies auf den Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen, der politisch gesehen ein Zusammengehen von WestLB und Stadtsparkasse Düsseldorf ermögliche. Aus Sicht der WestLB wäre die Erweiterung des Geschäftsmodells um Retailaktivitäten also mehr als erwünscht. Ganz nebenbei brächten die Einlagen der Sparkasse auch noch Vorteile bei der Refinanzierung.
Allein die Sparkassenverbände als Mehrheitseigner der WestLB dürften zunächst keinen Gefallen an dem Vorstoß finden. Daher wird ihnen wohl eindrücklich vor Augen geführt werden müssen, dass nur eine starke WestLB die bevorstehende Konsolidierung auf Landesbankenebene mitgestalten kann. Der Fingerzeig auf die Landesbank Baden-Württemberg dürfte dabei den Weg weisen. Die Schwaben gelten als Vorzeigemodell einer erfolgreichen Landesbank. Vielleicht ist es mehr als Zufall, dass der heutige WestLB-Chef Fischer 1999 maßgeblich an der Fusion der Landesgirokasse Stuttgart mit der Südwestdeutschen Landesbank beteiligt war.
(Börsen-Zeitung, 23.8.2005)
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