Börsen-Zeitung: Weniger ist mehr, Kommentar von Christina Rathmann zu der von Deka Immobilien Investment beabsichtigten Verringerung der Volumina ihrer offenen Immobilienfonds
Frankfurt (ots)
Auf kaum einem Markt wirken Schocks so nachhaltig wie auf dem Immobilienmarkt. Auf kaum einem Markt lassen sich Veränderungen so langsam herbeiführen. Der Immobilienmarkt ist zwar liquide, aber relativ schwerfällig. Die DekaBank muss auf dem Weg zur Sanierung ihrer Immobilienfonds durch tiefes Wasser waten.
Der Schock, den der zentrale Fondsproduzent für alle Sparkassen nach der Immobilien-Euphorie Anfang des Jahrhunderts selbst erlitten hat, ist zumindest so nachhaltig, dass die Immobilien-Manager nun radikal zu Werke gehen. Dass die Zusammensetzung der Portfolios geändert wird Büros raus, Logistik rein ist noch das Geringste. Auch mehr Disziplin beim Kostenmanagement gehört zu den Selbstverständlichkeiten. Dass dies überhaupt angekündigt werden muss, sagt viel darüber aus, wie beim größten Anbieter offener Immobilienfonds bisher gearbeitet wurde.
Radikal an dem Sanierungsplan sind zwei Dinge: erstens die drastisch niedrigeren Volumina der Fonds und zweitens der neue Umgang mit der Liquidität, die mit 1,8 Mrd. Euro im Deka-ImmobilienEuropa viel zu hoch ist und in einem Umfeld niedriger Kapitalmarktzinsen viel zu wenig Rendite abwirft.
Wenn es der Deka Immobilien unter ihrem neuen Chef Reinhardt Gennies gelingt, die Fonds wieder auf überschaubare Größen zurückzustutzen, ist viel gewonnen. Viel spricht dafür, dass wenn das Thema Expansion wieder einmal auf die Tagesordnung kommt mehrere kleine Fonds besser sind als wenige Riesentanker.
Auch ist es nötig, dass die liquiden Mittel in den Fonds mehr zur Performance beitragen. Wird die Liquidität aber zu deutlich gesenkt, fehlt den Fonds ein Puffer, wenn die Anleger mal wieder mehr Mittel abziehen als neu investieren. Die Kasse glich bisher das den Immobilienfonds zugrunde liegende Dilemma aus, dass sie selbst zwar täglich handelbar sind, nicht aber die Objekte, in die sie investieren. Dieser Widerspruch ist es letztlich, der die DekaBank in die Zwickmühle brachte, als die Anleger des auf Deutschland fokussierten Deka-ImmobilienFonds Summen in Milliardenhöhe abzogen.
Konsequent wäre es, die Handelbarkeit nicht mehr täglich, sondern etwa nur noch monatlich anzubieten. Aber dies steht vielleicht erst in der Zukunft an. Wenn Expansion und neue Fonds wieder auf die Tagesordnung kommen.
(Börsen-Zeitung, 14.9.2005)
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell