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Börsen-Zeitung: Quälende Warteschleife, Kommentar von Inken Prodinger zu den unter dem Schutz des US-Insolvenzrechts fliegenden Luftfahrtgesellschaften

Frankfurt (ots)

Es wirkt wie die gewohnten Warteschleifen über
Großflughäfen wie Frankfurt und London. Irgendwann gelingt es den
Fliegern, das Kreisen zu beenden und zur Landung anzusetzen, dafür
kommen andere hinzu. Irgendwer aber kreist immer. Mit Delta und
Northwest haben sich nun zwei weitere US-Fluggesellschaften der
Insolvenzschleife angeschlossen. United Airlines ist schon seit drei
Jahren dabei, US Airways ist ebenfalls mit von der Partie – zum
wiederholten Male. Der Insolvenzantrag der beiden neuen Kandidaten
beweist vor allem eines: An der Gesamtsituation der Branche ändert
sich nichts.
In den drei Jahren unter Chapter 11 ist es United Airlines
zweifellos gelungen, die Kostenstrukturen zu ändern. Läuft alles nach
Plan, so wird United die Insolvenz wohl 2006 verlassen. Allein für
Personal wird das Unternehmen dann 45% weniger ausgeben als noch vor
wenigen Jahren. Die Schulden werden von 20 Mrd. Dollar im Jahr 2002
auf rund 11 Mrd. Dollar runtergefahren sein. Gut für United Airlines,
dem Segment aber ist damit nicht geholfen.
Das Problem bleiben die Überkapazitäten. Nicht erst seit dem 11.
September 2001 befindet sich die US-Luftfahrt in der Krise. Die
Zuwendungen der Regierung nach den Terroranschlägen haben das Leiden
nur verlängert und der Branche am Ende einen Bärendienst erwiesen.
Denn gesundet ein Unternehmen im Insolvenzverfahren, tut es dies nur
auf Kosten eines anderen, wie die neuen Pleitekandidaten beweisen.
Was also tun? Das Geschäftsmodell auf Low-Cost umstellen? Das würde
zweifelsfrei erneut Sparpotenzial freisetzen, doch würde es reichen?
Nein.
Schon jetzt sparen die Airlines, wo sie nur können. Dass das so
ist, hat beispielsweise dazu geführt, dass Zuliefergesellschaften wie
die Cateringfirmen Gate Gourmet oder SkyChefs in schwere
Existenzkrisen gestürzt wurden. Zudem sind die alteingesessenen
Unternehmen ohnehin viel zu spät dran. Der Low-Cost-Kuchen ist längst
verteilt und ein größerer nicht in Sicht. Würden die traditionellen
Fluggesellschaften überwechseln, würden sich die Überkapazitäten
verlagern, gewonnen wäre gar nichts.
Airlines, die aus Mangel an Passagieren nicht am Markt bestehen
können, müssen endlich die Warteschleife verlassen und für immer am
Boden bleiben. Das US-Insolvenzrecht sollte dem nicht länger im Wege
stehen.
(Börsen-Zeitung, 16.9.2005)

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