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Börsen-Zeitung: Ein Intermezzo für den Dax, Kommentar zur Anlegerstimmung nach der Wahl von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Nach der Bundestagswahl dürfen nun auch die
Anleger abstimmen. Das Abstimmungsergebnis vom Montag ist eindeutig:
Raus aus deutschen Aktien. Der Dax verlor bis zu 2,3% und beendete
den Handelstag mit einem Minus von 1,2%, während sich die anderen
Indizes hielten bzw. leicht zulegten.
Hinter der Dax-Schwäche steht die Befürchtung, dass das unklare
Wahlergebnis bzw. die „drohende“ große Koalition das Ende der
Hoffnungen auf beschleunigte Reformen bedeuten. Dass Schwarz-Gelb
keine Mehrheit bekommen würde, hatte sich in den Tagen zuvor bereits
angedeutet. Allerdings hat doch überrascht, wie deutlich Union und
FDP die Mehrheit verfehlt haben. Auch die Tatsache, dass SPD, Grüne
und Linke eine allerdings nur mathematische Mehrheit haben, spricht
nicht gerade für ein vehementes Votum der Deutschen für
einschneidende Reformen.
Die Bewegung am Aktienmarkt darf aber nicht überinterpretiert
werden. Ein Teil der Verluste ist nur eine Korrektur des Anstiegs vom
Freitagnachmittag, der auf markttechnische Faktoren, nämlich den
großen Verfalltermin an der Eurex, zurückzuführen ist. Da das Minus
mit 1,2% zudem nicht gerade beeindruckend ist, kann zwar von einem
spürbaren, keineswegs jedoch von einem starken Einfluss die Rede
sein. Die Wahl wird auch keinen nachhaltigen Einfluss zeitigen,
sondern sich lediglich als Intermezzo für den Dax erweisen.
Die Dax-Werte stehen unter globalen Einflüssen, auf die die
Bundestagswahl nicht im Geringsten einwirkt. Den Ölpreis
beispielsweise schert es überhaupt nicht, ob eine Wahl in Deutschland
Reformsignale gibt oder nicht. Die US-Währungshüter werden heute
keinen Gedanken an die deutsche Innenpolitik verschwenden, wenn sie
über den Leitzins entscheiden. Das Wahlergebnis wird weder die üppige
Liquidität an den Finanzmärkten versiegen lassen noch die
Weltwirtschaft ins Wanken bringen.
Für die Dax-Unternehmen ist der Wahlausgang daher weit weniger
bedeutend, als dies zunächst erscheinen mag. Durch die
fortschreitende Globalisierung tätigen sie inzwischen deutlich mehr
als die Hälfte ihres Geschäfts im Ausland. Dadurch spielt das Inland
für die Unternehmen eine immer geringere Rolle. Eine mögliche
Verzögerung bei den Reformen würde die Globalisierung der Konzerne
eher noch verstärken.

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