Börsen-Zeitung: Maschinenbau läuft rund, Kommentar von Daniel Schauber zu den jüngsten Konjunkturzahlen des Branchenverbandes VDMA
Frankfurt (ots)
Es gibt viele Gründe, weshalb es den deutschen Maschinenbauern eigentlich schlecht gehen müsste: Die Binnenkonjunktur lahmt seit Jahren, die hohen Öl- und Stahlpreise knabbern an den Gewinnen, und in China werden die Produkte deutscher Ingenieurskunst hemmungslos nachgebaut. Doch bei den Maschinenbauern läuft es rund. In diesem Jahr rechnen die Investitionsgüterhersteller mit einem Wachstum der Produktion um 4% auf den Rekordwert von 144 Mrd. Euro. Schon 2004 hatte die Produktion um 5% zugelegt. Fürs kommende Jahr ist ein leicht abgeflachtes Wachstum von 2% avisiert. Die stark zyklische Branche erwartet also drei Wachstumsjahre in Folge das hat es zuletzt in den Jahren 1988 bis 1990 gegeben, auf die dann eine schwere, ebenfalls dreijährige Krise folgte.
Die Ursachen für den aktuellen Erfolg sind vielschichtig. Die Flaute im Inland wird durch den florierenden Export, der rund zwei Drittel des Volumens aufnimmt, mehr als ausgeglichen. Vor allem die Industrialisierung von China und Indien hält die Nachfrage nach Maschinen made in Germany auf hohem Niveau. Die hohen Energiepreise treiben in den Unternehmen zwar den Einkäufern Schweißperlen auf die Stirn, lassen aber gleichzeitig die Vertriebsleute jubilieren: Denn aus den Öl exportierenden Ländern wie Iran oder Russland, die plötzlich viel Geld zum Investieren haben, sprudeln die Bestellungen. Auch der hohe Stahlpreis hat durchaus sein Gutes: Die Hersteller von Hütten-, Walz- und Fördertechnik schwimmen in Aufträgen.
Dass es den Maschinenbauern insgesamt betrachtet so gut gelingt, mit den Widrigkeiten fertig zu werden, lässt auch für die Jahre hoffen, die dem Boom folgen werden. Die Chancen stehen gut, dass die Unternehmen nicht mehr in eine schwere Krise wie Anfang der neunziger Jahre abrutschen werden. Denn trotz der fetten Orderzuwächse sind die mittelständisch geprägten Maschinenbauer selbst schlank geblieben: Im vergangenen Jahr schrumpfte die Zahl der Mitarbeiter branchenweit sogar um 1% auf 858000. Um die brechend vollen Auftragsbücher abzuarbeiten, haben die Firmen vor allem auf Leiharbeit, Überstunden und verlängerte Wochenarbeitszeiten gesetzt, statt neue Stellen zu schaffen. Aus Arbeitnehmersicht ist das freilich zu bedauern. Aber so bleibt die Branche flexibel, wenn die Zyklik wieder zuschlägt.
(Börsen-Zeitung, 5.10.2005)
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