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Börsen-Zeitung: Stahl und mehr, Kommentar zum Rekordgewinn der Salzgitter AG von Gottfried Mehner

Frankfurt (ots)

Mit einer annualisierten Kapitalrendite vor
Steuern von 38,2% hat die Salzgitter AG erneut ihre Ausnahmeposition
unterstrichen. Der Neunmonatsbericht ist gespickt mit Adjektiven, die
man gemeinhin nicht im drögen Zahlenwerk eines Stahlkochers vermuten
würde. Da ist seitenweise die Rede von „äußerst erfreulichen“ Werten,
einer „sehr guten“ Geschäftslage, einer „herausragenden“
Gewinnsituation und einem „ausgezeichneten Produktionsniveau“.
Wenn bei Salzgitter die beiden Unternehmensbereiche Stahl und
Röhren in die gleiche Richtung ziehen, ist ohnehin immer die
Grundlage für hochgesteckte Ertragserwartungen gegeben. Natürlich
profitiert auch Salzgitter davon, dass die Branche aus ihren „Boom
and Bust“-Zyklen gelernt hat und diesmal auf die saisonal und
zyklisch bedingten schwächeren Sommermonate mit konzertierten
Produktionskürzungen reagiert hat.
Bei Salzgitter kommen aber noch die Effekte aus einem
Ergebnisverbesserungsprogramm hinzu. Und last but not least konnte
auch die Steuerquote auf 5,5 (26)% reduziert werden. Das alles
mündete in ein verfünffachtes Nachsteuerergebnis von 556 Mill. Euro
für die ersten neun Monate. Natürlich kann auch Salzgitter nicht
zaubern. Für den operativen Erfolg war vor allem das verantwortlich,
was bereits in den ersten beiden Quartalen gebunkert werden konnte.
Im dritten Quartal spielten die Röhren vor Steuern knapp 60 Mill.
Euro ein und damit deutlich mehr als der Stahl mit 48 Mill. Euro.
Daneben profitierte der Quartalsausweis von einer Steuererstattung
von 93 Mill. Euro. Durch die Aufhängung der wesentlichen operativen
Töchter unter die Zwischenholding Salzgitter Mannesmann GmbH konnten
steuerliche Verlustvorträge genutzt werden. Im Gesamtjahr dürfte sie
gut und gerne 120 bis 150 Mill. Euro bringen. Diese veränderte
gesellschaftsrechtliche Struktur bedarf noch der Zustimmung einer
außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag dieser Woche. Die
Vorsteuerprognose für das Gesamtjahr wurde von 600 auf „mindestens
700 Mill. Euro“ erhöht.
Ansonsten verhindert die Beteiligung des Landes Niedersachsen das
Aufkommen einer Übernahmefantasie. Und umgekehrt erscheint Salzgitter
selbst als weltweite Nummer 25 im Stahl für einen kühn geführten
Übernahmeschachzug zu klein.

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