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Börsen-Zeitung: Nicht nur zur Weihnachtszeit, Kommentar zur Solidarität bei deutschen Banken von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Der Wettbewerb ist beinhart, es wird mit
aggressiven Konditionen gekämpft, einigen Spielern unterlaufen grobe
taktische Fehler, die Stimmung im Publikum ist aufgeheizt: ideale
Bedingungen, um sich gegenseitig mit Ellenbogenchecks, Blutgrätschen
und sonstigen Nickeligkeiten zu malträtieren. Auf dem Sportplatz
würde es sogar in der ansonsten friedvollen Weihnachtszeit so laufen,
und auch auf dem Finanzplatz könnte man unter den genannten
Voraussetzungen erwarten, dass die Fetzen fliegen. Dass es der
Konkurrent rücksichtslos ausnutzt, wenn ein Akteur durch eigenes oder
durch fremdes Zutun mal eine Schwäche zeigt. Dass zumindest mit
besserwisserischen Vorwürfen aufeinander eingeprügelt wird. Oder dass
als Minimum heimliche Schadenfreude zu spüren ist.
Die deutschen Banken wären in einer solchen Situation, und es gab
ja durchaus Zeiten, da wurden die Kampfhandlungen innerhalb des
privaten Lagers öffentlich ausgetragen. Heute hingegen demonstriert
man Solidarität. Das ist gut so und hat hoffentlich nicht nur mit dem
bevorstehenden Christenfest zu tun. Bankenpräsident und
Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller stellt sich hinter Josef
Ackermann, der durch die Aufhebung der Freisprüche im Mannesmann-
Verfahren verstärkt unter öffentlichen Druck geraten ist, wendet sich
gegen die Vorverurteilungen und mahnt einen fairen Umgang mit dem
Chef der Deutschen Bank an. Dass Müller diese Aussagen „nur“ in
persona macht und nicht als Bankenpräsident, weil sich der Verband
traditionell nicht zu Entwicklungen bei Mitgliedsinstituten äußert,
ändert nichts an der wohltuenden Wirkung seiner Worte.
Auch die – von Müller immerhin eingeräumten –
„Familienstreitigkeiten“ wegen der Schließung des Immobilienfonds
Grundbesitz-Invest sollen nicht auf dem offenen Markt ausgetragen,
sondern im Vorstand des Bankenverbandes diskutiert werden. Hier wurde
die Gemeinsamkeit obendrein säulen- und verbändeübergreifend und
unter Einschluss von BaFin und Bundesbank praktiziert: Zur Abwendung
einer drohenden Systemkrise standen alle zusammen. Natürlich jeder
nicht zuletzt im eigenen Interesse, aber eben glaubhaft auch aus
Solidarität mit denen, die – und sei es selbstverschuldet – diesmal
besonders massiv herausgefordert sind. Beim nächsten Mal kann es
schließlich jeden anderen selbst treffen. Nicht nur zur
Weihnachtszeit.

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