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Börsen-Zeitung: Fonds mit Feuer unterm Dach, Kommentar zur konzertierten Aktion für Immobilienfonds von Thomas List

Frankfurt (ots)

Die Lage bei den offenen Immobilienfonds ist
dramatisch. Anders lässt sich der gemeinsame Aufruf von
Bundesfinanzministerium, Bundesbank, BaFin, Spitzenverbänden der
Kreditwirtschaft und der Investmentbranche kaum deuten. Darin werben
die Beteiligten um Vertrauen für eine seit Jahrzehnten bewährte
Anlageform.
Dies ist bitter nötig. Denn seit am Montag bekannt wurde, dass aus
dem Branchenschwergewicht SEB ImmoInvest allein am vergangenen
Freitag 100 Mill. Euro abgeflossen sind, mehren sich die
Befürchtungen, nach der Schließung der beiden KanAm-Fonds könne es
jetzt zu einer Verkaufswelle und weiteren Schließungen bei den
anderen Immobilienfonds kommen. Beunruhigendes ist auch bei weiteren
Fondsgesellschaften zu hören.
Dass es noch Anlass zur Hoffnung gibt, zeigt eine Analyse der
Abflüsse. Denn auf der Verkäuferseite gerade beim KanAm standen in
erster Linie institutionelle Anleger. Private scheinen überwiegend
stillzuhalten. Panik ist bei ihnen ganz offenbar nicht ausgebrochen.
Lässt sich diese verhindern, haben die offenen Immobilienfonds noch
Chancen zu überleben. Reformen muss es insbesondere bei Großanlagen
geben. Offene Immobilienfonds sind als Geldmarktersatz für
Großinvestoren schlicht nicht geeignet. So viel Liquidität kann kein
Fonds sinnvoll halten, um institutionellen Investoren jederzeit den
Ausstieg zu ermöglichen.
Angebracht wären Mechanismen wie Informationspflichten bei
Investitionen oberhalb einer bestimmten Summe und Mindesthaltefristen
mit „Strafzahlungen“ bei verfrühtem Ausstieg. Auf seiner heutigen
Jahrespressekonferenz will der Branchenverband BVI Vorschläge zur
Reform der offenen Immobilienfonds vorstellen. Die Aufregung über
eine Ratingagentur, die die neue Verkaufswelle ausgelöst hat, sollte
aber nicht den Blick auf die grundlegenden Probleme der Branche
verstellen. Denn gerade bei ihren Objekten in Deutschland gibt es
massive Bewertungsprobleme, das heißt, die Buchwerte sind häufig
immer noch deutlich höher als die am Markt erzielbaren Preise. Dies
war schließlich der Auslöser der Krise im Dezember 2005 beim
Grundbesitz-Invest-Fonds. Die Branche muss schleunigst dafür sorgen,
dass ihre Bewertungen realistisch sind und ihnen wieder geglaubt
wird. Sonst nützen auch die schönsten Vertrauensbeweise nichts.

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