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Börsen-Zeitung: Global Player Eon, Kommentar zur Offerte des deutschen Eon-Konzerns für den spanischen Stromversorger Endesa von Brunfrid Rudnick

Frankfurt (ots)

Einen Angebotspreis von maximal 29,1 Mrd. Euro
will der Eon-Konzern den Endesa-Aktionären bezahlen, um an die
Weltspitze der integrierten Strom- und Gasunternehmen aufzurücken.
Die zentrale Frage ist, welchen Vorteil der Eon-Aktionär aus diesem
Superlativ zieht. Die Börse jedenfalls hat die unerwartete
Ankündigung der Transaktion mit einem Kursfeuerwerk gefeiert, das die
Eon-Aktie auf ein neues Allzeithoch springen ließ. Die Finanzmärkte
haben sich also spontan an dem happigen Aufpreis von 29% gegenüber
dem Konkurrenzangebot der Gas Natural nicht gestoßen.
Der Preis für die Schaffung eines Energieunternehmens im globalen
Maßstab enthält eine starke strategische Komponente, denn da es
regionale Überlappungen nur am Rande gibt, winken keine riesigen
Synergieeffekte, mit denen allein sich die Zahlung eines auf dem
Enterprise Value fußenden Ebitda-Multiple von 9,2 rechtfertigen
ließe. Eon hat seit der Fusion von Veba und Viag die Vision vor
Augen, zum weltweit führenden Energieunternehmen zu werden. Die Phase
der Integration und Konsolidierung wurde im Jahr 2005 beendet;
Mammutakquisitionen wurden seither nicht mehr ausgeschlossen. Jetzt
könnte tatsächlich ein Global Player entstehen mit einer
einzigartigen geografischen Präsenz in Europa und Lateinamerika.
Die externe Wachstumsstrategie hat auf dem Strom- und Gasmarkt
nichts mit leichtfertigem Größenwahn zu tun. Zum einen folgt der Eon-
Vorstand ausdrücklich der Linie der EU zur Entwicklung eines wirklich
gesamteuropäischen Strommarktes. Zum anderen hat auf diesem Markt die
Größe den Charme strategischer Vorzüge. Eon wird über die für größte
Investitionen notwendigen Mittel verfügen. Und der weltweite Run auf
Energie- und Rohstoffressourcen wird Projekte einer höheren Dimension
mit sich bringen.
Eon muss nur sorgfältig darauf achten, dass nach dem Kraftakt
Endesa die Potenz zur Abschirmung der wachsenden Risiken und zur
Finanzierung von Großvorhaben nicht leidet. Dass der Vorstand
finanziell sehr diszipliniert agiert, hat er mit dem Rückzug bei
Scottish Power und dem Commitment für das Rating bewiesen. Auch beim
Preis für Endesa scheint nun Augenmaß zu walten, denn das Multiple
wird als nicht unangemessen eingeschätzt.
Dass Eon von einem neuen Bieter übertrumpft werden könnte, ist
unwahrscheinlich. Die Zahl der in Frage kommenden Kandidaten ist sehr
begrenzt, zumal Eon die Endesa-Aktionäre mit einem reinen Barangebot
lockt. Außerdem sieht es ganz danach aus, als ob die Offerte vom
Endesa-Management freundlich behandelt würde. Unter der
Voraussetzung, dass Endesa die von Eon für Akquisitionen
aufgestellten Finanzkriterien erfüllt, lässt sich weit und breit
keine bessere Möglichkeit für den rentablen Einsatz der reichlich
vorhandenen Liquidität erkennen. Eon erwirbt Wachstumspotenziale, die
bisher beim Strom fehlten.

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