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Börsen-Zeitung: RWE bleibt cool, Kommentar zur Strategie des RWE-Konzerns von Brunfrid Rudnick

Frankfurt (ots)

Der RWE-Konzern wird sich durch den Ausstieg aus
dem Wassergeschäft einen neuen finanziellen Spielraum von kaum
weniger als 15 Mrd. Euro schaffen. Die Frage, welche
Wachstumsmöglichkeiten RWE dann ergreifen wird, stellt sich noch
schärfer, seit sich der Düsseldorfer Rivale Eon durch die Übernahme
der spanischen Endesa an die Spitze der Weltliga zu setzen versucht.
Vorstandschef Harry Roels nimmt das ganz cool, und er sieht sich
keineswegs in Zugzwang. Er will seinen neuen finanziellen
Handlungsspielraum nicht voreilig aufgeben und mahnt zur Ruhe.
Die spekulativen und hypothetischen Überlegungen, welche
Konstellationen sich in der Konsolidierungswelle auf dem europäischen
Strom- und Gasmarkt ergeben könnten, hält er für nicht hilfreich.
Einstweilen bleibt ihm auch nur die Zuschauerrolle, denn das Geld aus
dem Wasserverkauf fließt ihm wahrscheinlich erst Ende nächsten Jahres
zu. Seine indirekten Spitzen gegen Eon und Endesa klingen denn auch
sehr nach Selbstberuhigung: „Größe ist für uns kein Selbstzweck“, und
„es ist nicht optimal, alles auf eine Karte zu setzen.“
Es ist eindeutig, dass RWE sich so große Brocken wie Eon und
vielleicht Enel und EdF nicht leisten kann, ohne das starke „A“-
Rating aufs Spiel zu setzen. Schließlich haben Roels und sein
Finanzchef Klaus Sturany den Aktionären das Festhalten an der
strikten finanziellen Disziplin in die Hand versprochen. Dennoch
droht RWE nicht das Schicksal eines wenig dynamischen
Regionalversorgers. Roels will das Beste aus dem vorhandenen
Potenzial machen und die Kräfte dort bündeln, wo sie schon seit
Jahren die höchsten Wertbeiträge versprechen: Im Stammgeschäft Strom
und Gas und in der Stammregion zwischen Großbritannien und Bulgarien.
Hier verfügt RWE über die kritische Masse.
Der Verzicht auf die Wassertöchter in London und den USA, die
allein 40% des Investitionsbudgets auf sich ziehen, schafft Platz für
Energieinvestitionen. Nach mehrjähriger Askese kann jetzt auf der
Grundlage eines stabilen und ausreichenden Cash-flow zu einer neuen
Offensive bei den Sachinvestitionen geblasen werden. Das hohe
Energiepreisniveau spricht tatsächlich dafür, kräftig in die eigenen
Öl- und Gasquellen und in verflüssigtes Gas zu investieren. Die Zeit
für anspruchsvolle Akquisitionen ist reif, wenn das große Wassergeld
in der Kasse klingelt.

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