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Börsen-Zeitung: Teurer Patriotismus, Kommentar zum Kampf um Endesa von Angelika Engler

Frankfurt (ots)

Spaniens sozialistische Regierung steckt im
Dilemma: Die offene Parteinahme im Übernahmepoker um den führenden
Stromkonzern Endesa wird ihren Preis haben. Verbietet das Kabinett
von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero Eon den Einstieg
in den spanischen Markt und beruft sich dabei auf das strategische
Interesse und das Wohl der Bürger, müsste dies kompatibel mit den
EU-Gesetzen sein. Andernfalls riskiert Zapatero eine Konfrontation
mit Brüssel. Und das Eis, so signalisiert die EU-Kommission, ist für
ihn äußert dünn. Mobilisiert Zapatero die spanische Privatwirtschaft,
um dem Erdgaszwerg Gas Natural im Duell mit dem Riesen Eon finanziell
unter die Arme zu greifen, könnte der Markt die involvierten Blue
Chips abstrafen.
Ganz zu schweigen vom internationalen Ansehen des Landes. Diese
Variante hätte nämlich gewisse Ähnlichkeit mit den Manövern seitens
der italienischen Politik, die mit Hilfe der Wirtschaft die
Übernahmeofferte von Spaniens Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA)
für die Banca Nazionale del Lavoro (BNL) zu Fall brachte. Die
jüngsten Gesetzesänderungen zur Abwehr der Eon-Offerte – selbst wenn
sie sowieso geplant waren – verstärken den Eindruck von offenem
Interventionismus. Doch Eon lässt sich von solchen Taktiken, die
spanische Investoren übrigens in Lateinamerika dann und wann erleben,
nicht abschrecken. Der „schlimmste Fall“ sei bereits eingerechnet,
heißt es.
Wie also kann Zapatero seinen Kopf möglichst elegant aus der
Schlinge ziehen? Am besten, er lässt schweren Herzens doch den Markt
entscheiden und macht diese Lösung auch seinen fordernden
Parteifreunden in Katalonien, dem Sitz von Gas Natural und seinem
Hauptaktionär La Caixa, plausibel. Immerhin haben die meisten
spanischen Blue Chips schon zu 50% oder mehr ausländische Aktionäre
in ihrem Kapital. Von rein spanischen Unternehmen kann damit ohnehin
keine Rede mehr sein.
Wichtig wäre vielmehr, dass die Geschäftsführung in spanischen
Händen bliebe und eine gewisse Wahrung der nationalen Interessen
durch Kenntnis von Land und Leuten gewährleistete. Übrigens auch im
Eigeninteresse der ausländischen Käufer. Nicht umsonst dürfte Eon
darauf Wert legen, dass Endesa nach erfolgreicher Übernahme ein
spanisches Management behält.

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