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Börsen-Zeitung: Fahrlässiger Optimismus, Kommentar zu Vodafones riesigen Abschreibung auf Mannesmann-Goodwill von Norbert Hellmann

Frankfurt (ots)

Über die tatsächliche Bedeutung von
Goodwillabschreibungen lässt sich so trefflich streiten, dass man
Vodafones gigantische Wertkorrektur in ein harmloses oder ein
dramatisches Licht rücken kann. Immerhin geht es nur um alte
Bewertungssünden. In Verbindung mit einer eingetrübten
Wachstumsprognose und der Aussicht auf niedrigere Margen erhält
Vodafones Schritt aber auch zukunftsgerichteten Sprengstoff, der die
Position des seit Monaten wie belagert wirkenden Chief Executive Arun
Sarin nochmals erschwert.
Natürlich kann Sarin darauf verweisen, dass es anderswo in der
Branche nicht rosiger aussieht. Wie soll sich auch der globale
Marktführer dem Wettbewerbs- und Preisdruck auf Schlüsselmärkten
völlig entziehen? Das Problem liegt vielmehr darin, dass Vodafone auf
dem Weg zur Weltspitze und erst recht danach den Investoren immer
wieder vorgaukelte, sich in einer heileren, weil besser gemanagten
Welt zu befinden.
Damit sollen nicht imposante Integrationsleistungen der
Führungsmannschaft um Sarin und Vorgänger Chris Gent angezweifelt
werden, wohl aber ihre Masche, der Außenwelt zu vermitteln, dass für
Vodafone andere Gesetze gelten. Egal, ob es um Akquisitionserfolge,
Chancen der 3G-Dienste, die Bewältigung der Probleme in Japan oder
eben die Wettbewerbsentwicklung auf Schlüsselmärkten ging, Vodafones
überzogener Optimismus war allgegenwärtig. Nun haben die Investoren
einen „Reality-Check“ verordnet, der Sarin nicht gut aussehen lässt.
Er mag ihnen wesentlich kleinere Bären aufgebunden haben, als es ein
Chris Gent auf dem Zenit seiner Erfolge tat, allerdings agiert er in
einem anderen Umfeld, nämlich dem einer miserablen Aktienperformance.
Solange Notierungen in den Himmel schießen, ist überzogener
Optimismus eine lässliche Sünde, bei dümpelnden Kursen wird schnell
Fahrlässigkeit daraus, der sich die Investoren nun immer vehementer
entgegenstellen. Vodafone hat in den letzten Jahren zu oft falsch
gelegen, um sich die Strategie-Einmischung der Anleger zu verbitten.
Ob es sinnvoll ist, zum jetzigen Zeitpunkt den anlegerseitig
geforderten Rückzug aus den USA zu vollziehen, steht auf einem
anderen Blatt. Da Vodafone ihre Aura strategischer Unfehlbarkeit
längst verspielt hat, wollen Investoren pessimistischerweise lieber
Cash sehen. Fahrlässig ist das jedenfalls nicht.

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