Boersen-Zeitung: Der Goldman-Konflikt, Kommentar zum Beratungsmandat und (un)erwünschtem Private-Equity-Gebot von Norbert Hellmann
Frankfurt (ots)
Rund um Unternehmensübernahmen ist keine Investmentbank so gut aufgestellt wie Goldman Sachs. Bei Beratungsmandaten für Angreifer oder Verteidiger, bei der Fremdfinanzierung wie auch dem Private-Equity-Geschäft auf eigene Rechnung gehört sie zu den großen "Playern". Dass dies Interessenkonflikte zeitigt, steht völlig außer Frage. Bislang versteifte sich Goldman auf ein Mantra, dem zufolge nicht die Existenz der Interessenkonflikte entscheidend sei, sondern das Management derselben.
Angesichts des immer aggressiveren Auftretens der Bank, die schon mal als Berater auf beiden Seiten einer Transaktion auftaucht oder via Private Equity vom Berater des Zielobjekts zu dessen Käufer mutiert, kam das hehre Prinzip vielen Marktbeobachtern wie eine leere Worthülse vor. Nun hat mit Hank Paulson der oberste Goldman-Manager der weisen Maxime auch Taten folgen lassen, um eine immer lauter tickende Zeitbombe zu entschärfen.
Konkreter Anlass ist der Fall BAA, also jener britische Flughafenbetreiber, der sich einer unerwünschten Offerte der spanischen Ferrovial gegenübersieht und dem sich Goldman als Berater anbot. Jüngst aber empfahl sich Goldman über den hauseigenen Private-Equity-Fonds zum "Weißen Ritter", der eine Gegenofferte für BAA einbringt. Da vom BAA-Board nicht unterstützt, steht der vermeintliche Ritter plötzlich wie ein feindlicher Angreifer da. Paulson pfeift jetzt von New York aus allzu forsche Truppen in London mit der Direktive zurück, sich in Zukunft genau zu überlegen, ob Goldman mit eigenen Mitteln feindliche Übernahmen finanzieren soll. Zuvor hatte Goldman alle Mühe bei Offerten für britische Gesellschaften wie AB Ports, ITV oder Mitchells & Butlers, saubere Trennlinien zwischen Beratungsmandat und (un)erwünschtem Private-Equity-Gebot zu finden.
Wenn Paulson intern dazu aufruft, die Finger von besonders haarigen Transaktionen zu lassen, um wachsendem Unmut im Markt zu begegnen, ist dies eine geschäftsorientierte Entscheidung. Sie soll verhindern, dass schnelle Profite bei Private Equity langfristiges Geschäftspotenzial bei der Unternehmensberatung kannibalisieren. Goldman will aber weiterhin auf allen Hochzeiten tanzen. Es geht also noch lange nicht um die Vermeidung von Interessenkonflikten, sondern lediglich um eine winzige Korrektur beim Management derselben.
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