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Boersen-Zeitung: Das 4-Milliarden-Desaster, Kommentar von Bernd Wittkowski zu den zusätzlichen hohen Verlusten bei der AHBR

Frankfurt (ots)

Desaströs, desaströser, AHBR - so können fortan
die Steigerungsstufen des Scheiterns einer Bank buchstabiert werden. 
Bisher hatte es so ausgesehen, als werde der bilanzielle Hausputz der
Hypothekenbank mit dem zu Jahresbeginn für 2005 angekündigten Verlust
von 1,1 Mrd. Euro im Wesentlichen erledigt sein. Nun überrascht der 
Vorstand mit der Information, dass auf dem Weg in die Zukunft der 
AHBR ein zusätzliches Loch in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe 
klafft.
Obendrein müssen zu den Miesen des vorigen Jahres noch 450 Mill. 
Euro addiert werden, die vor allem durch den ultimativen Griff in die
Vorsorgereserven und Vereinnahmung weiterer Zuschüsse der 
Altgesellschafter für den Ausgleich von Belastungen aus 
Fehlspekulationen herangezogen wurden. Dann ist man für beide Jahre 
zusammen locker bei 2 Mrd. Euro, die - wohlgemerkt nicht unter der 
Verantwortung des heutigen Managements - verzockt wurden. Ein etwa 
gleich hoher Betrag war schon früher auf Kosten der Großaktionäre 
BGAG - mithin der Gewerkschaftsmitglieder - und BHW sowie zulasten 
der Substanz der Bank versemmelt worden. Es geht hier schlicht und 
ergreifend um ein 4-Milliarden-Euro-Desaster!
Es kann noch schlimmer kommen. Denn AHBR-Chef von Köller geht voll
auf Konfrontationskurs zu stillen Gesellschaftern und 
Genussscheingläubigern, die für 2005 den Großteil ihres Investments 
abschreiben dürfen und in einem Jahr den Rest. Damit nicht genug: 
"Blockadeversuche" gegen die Restrukturierung kontert von Köller mit 
der Androhung von Schadenersatzforderungen gegen die Investoren, die 
bezüglich der Neuausrichtung der AHBR ein Zustimmungserfordernis für 
sich reklamieren. Vergleichsgespräche lehnt er kurz und knapp ab. 
Aber den rätselhaften Verbleib von 500 Mill. Euro aus einem seit dem 
Verkauf der maroden Hypothekenbank an Lone Star untergegangenen 
Treuhandfonds hat von Köller nicht aufgeklärt. "Fragen Sie Lone 
Star", sagt der AHBR-Chef, der zugleich Deutschland-Chairman des 
US-Investors ist.
Mit solchen "Auskünften" werden sich die anderen Kapitalgeber 
nicht abfertigen lassen. Daher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass 
die AHBR gegen die Wand fährt. Stille Einleger und 
Genussscheininhaber sehen sich rechtlich gleichermaßen auf der 
sicheren Seite, und sie haben nichts mehr zu verlieren. Warum sollten
sie klein beigeben?
(Börsen-Zeitung, 28.4.2006)

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