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Boersen-Zeitung: Meisterliches Quartal, Kommentar zum hervorragenden Jahresauftakt der deutschen Wirtschaft von Michael Flämig

Frankfurt (ots)

Industrie, Bau und Energiewirtschaft haben im
März saisonbereinigt 2,4% weniger hergestellt als im Februar. Bei 
einem Saufgelage dürfte die Information, der Bierbranche gehe es 
wirklich schlecht, ähnliche Reaktionen hervorrufen wie diese Rechnung
des Bundeswirtschaftsministeriums. Ungläubiges Zweifeln oder 
zumindest Staunen ist angesagt. Denn die Stimmung in der deutschen 
Wirtschaft ist ausgezeichnet, die Unternehmen können ausgezeichnete 
Ergebnisse präsentieren. Schon vor Ablauf der Quartalssaison ist 
klar: Die deutsche Wirtschaft hat einen meisterlichen Jahresauftakt 
hinter sich.
Dabei fallen fast alle Branchen positiv auf. Die Finanzwirtschaft 
sticht aber besonders heraus. Sie profitiert von der hervorragenden 
Entwicklung des Aktienmarktes, der Rückkehr der Privatanleger an die 
Börse und der unverändert niedrigen Risikovorsorge. Deutsche Bank, 
Commerzbank und Dresdner Bank landeten dementsprechend ausgezeichnete
Ergebnisse. Die Deutsche Börse als Handelsplatz hat die Erwartungen 
ebenfalls weit übertroffen.
Aber auch die Industrie prescht vor. Beim Nutzfahrzeug- und 
Maschinenbaukonzern MAN sind die Kapazitäten nach eigener 
Einschätzung voll ausgelastet. Siemens meldet ein äußerst starkes 
organisches Wachstum. Dabei fällt insbesondere die glänzende 
Performance in Europa (außerhalb Deutschlands) auf, wo das Plus beim 
Ordereingang - teils akquisitionsbedingt - fast an die Boomregion 
Asien/Pazifik heranreicht. Sogar die ewigen Sorgenkinder Epcos und 
Infineon konnten in diesem Umfeld erstmals seit Unzeiten positiv 
überraschen.
Ermutigende Signale senden auch Konsumgüterhersteller. Bei Adidas 
boomt das Geschäft auf breiter Front, Fußballprodukte finden 
reißenden Absatz. Henkel startete mit einem Umsatzplus, der deutlich 
über dem Jahresziel lag. Der Autovermieter Sixt zog die 
Berichterstattung sogar teilweise vor, weil die eigenen Erwartungen 
so klar übertroffen wurden.
Wie dies alles mit dem März-Dämpfer im produzierenden Gewerbe 
zusammenpasst? So gut die Ergebnisse sind, so ausgeprägt ist die 
Vorsicht. Vom Finanzriesen Allianz bis zum Automobilzulieferer Leoni 
wird gleichermaßen die Formel ausgegeben: Die Ergebnisse des ersten 
Quartals können nicht mal vier genommen werden. Gebrannte Kinder 
scheuen eben das Feuer.

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