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Boersen-Zeitung: Wieder Herr im eigenen Haus, Kommentar zum Rückkauf des GBL-Paketes durch Bertelsmann von Annette Becker

Frankfurt (ots)

Die Liste der Börsenkandidaten 2007 ist am
Donnerstag um den prominenten Namen Bertelsmann gekürzt worden. Mit 
dem angekündigten Rückkauf des bei Groupe Bruxelles Lambert (GBL) 
liegenden Aktienpakets gehört das von der Familie Mohn gefürchtete 
IPO-Szenario nun endgültig der Vergangenheit an. Die Ablehnung, die 
die Familie dem Kapitalmarkt von jeher entgegenbrachte, hat nichts 
anderes erwarten lassen.
Für eine Überraschung sorgt jedoch der hohe Preis von 4,5 Mrd. 
Euro, auf den sich die Familie und das Unternehmen mit dem belgischen
Minderheitsaktionär geeinigt haben. Zwar gaben sich der 
Vorstandsvorsitzende Gunter Thielen und sein Finanzvorstand Thomas 
Rabe erdenkliche Mühe, den Kaufpreis als fair, wenn nicht gar als 
günstig ("billiger wird es nicht mehr") darzustellen. Überzeugend war
die Vorstellung jedoch nicht.
Angesichts der zuvor kolportierten Preise - GBL verlangte 5 Mrd. 
Euro, Bertelsmann stieg mit 3,5 Mrd. Euro in den Preispoker ein - 
scheinen die Ostwestfalen einen ordentlichen Aufschlag für die Abwehr
des Börsengangs zu zahlen. Basierend auf diesem Preis wird der 
Medienkonzern mit 18 Mrd. Euro bewertet, das ist annähernd das 
Achtfache des 2005 erwirtschafteten Ebitda.
Auch die Darstellung, dass der Rückkauf aus Sicht des Unternehmens
eine bessere Lösung als der Börsengang sei, verfängt nicht. Zwar ist 
es richtig, dass dem Unternehmen im Zuge des IPO kein Geld 
zugeflossen wäre, doch hätte sich die Verschuldung eben auch nicht 
exorbitant erhöht. Die Rechnung, dass der höheren Verschuldung und 
Zinslast eine Ersparnis in Form von niedrigeren Dividenden 
entgegensteht, geht nicht auf. Denn auch nach einem Börsengang hätte 
die Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft, in der die Stimmrechte von 
Stiftung und Familie Mohn gebündelt sind, das alleinige Sagen über 
die Ausschüttungshöhe gehabt.
Dass der milliardenschwere Rückkauf den Handlungsspielraum mit 
Blick auf potenzielle Akquisitionen einschränkt, lässt sich nicht 
schönreden. Betroffen davon ist vor allem die RTL-Gruppe, der 
wichtigste Ergebnislieferant des Medienkonzerns.
Dennoch kann der Entscheidung auch Positives abgewonnen werden, denn 
der Börse bleibt ein Unternehmen erspart, das Transparenz nur nach 
den eigenen Maßstäben pflegt.

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