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Boersen-Zeitung: Talanx langt kräftig zu, Kommentar zum Stellenabbau beim Versicherer Talanx von Thomas List

Frankfurt (ots)

1800 Arbeitsplätze will der Versicherungskonzern
Talanx in den kommenden maximal 18 Monaten abbauen. Das ist zwar 
deutlich weniger als der von der Allianz angekündigte Schnitt von 
7500 Jobs, doch fallen bei Talanx knapp 11% aller Stellen weg. 
Überraschend kam der Schritt von Talanx nicht. Es war klar, dass es 
nach Übernahme von Gerling viele Doppelspurigkeiten geben wird. Der 
Wettbewerb lässt solche ineffizienten Strukturen aber nicht zu.
Köln muss mit dem jetzt verkündeten Ergebnis zufrieden sein. Die 
Stadt wird Zentrum des Leben-Erstversicherungsgeschäfts im Konzern 
und erreicht damit mehr, als mancher befürchtet hatte. Immerhin gibt 
die Allianz ihren Standort Köln komplett auf. Talanx beschäftigt dort
künftig 800 Mitarbeiter weniger.
Viel bitterer sieht es für andere bedeutende 
Versicherungsstandorte in Deutschland aus. An erster Stelle steht 
dabei Wiesbaden. Die hessische Landeshauptstadt wird als 
Verwaltungsstandort von Talanx komplett aufgegeben. 350 Arbeitsplätze
gehen der Stadt verloren, auch wenn sie nach Köln verlagert werden 
sollen. Eine langjährige Tradition von der Niederlassung der 
britischen Equity&Law über Axa bis Gerling findet damit ein Ende. 
Noch bitterer dürfte es für Wiesbaden werden, wenn auch der 
Versicherungskonzern Axa seine Zukunftspläne für den Neuerwerb 
Winterthur mit der in Wiesbaden ansässigen Tochter DBV-Winterthur 
bekannt gibt. Auch in diesem Falle wird ein Mitarbeiterabbau 
erwartet. Hart trifft es auch den Standort Hamburg mit dem Verlust 
von 450 Arbeitsplätzen.
Einziger Netto-Gewinner der Personalrochaden ist zumindest nach 
den Zahlen der Talanx-Hauptsitz Hannover mit einem Plus von 900 
Arbeitsplätzen. Ob sich unter diesen viele Mitarbeiter aus der 
Gerling-Industrieversicherung befinden werden, darf trefflich 
bezweifelt werden. Erfahrungsgemäß lassen sich in Deutschland nur 
wenige Mitarbeiter zu Umzügen bewegen, selbst wenn es den bisherigen 
Arbeitsplatz kostet.
Die Talanx-Führung wird hart darum kämpfen müssen, die 
versprochenen Effizienzgewinne aus den jetzt verkündeten Maßnahmen zu
erreichen. Der aus den Mitarbeiterveränderungen zu ziehende Schluss, 
Hannover sei der einzige Gewinner, wird es schwer machen, die 
Gerling-Expertise im neuen Haus zu halten.

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