Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Trübende Transparenz, Kommentar zum Quartalsbericht der Deutschen Bank von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Früher, als ein Quartalsbericht maximal 12
Seiten umfasste und nicht samt Anlagen und Analystenpräsentation 
Stücker 120, wäre die Deutsche Bank für ihr "Q2" gefeiert worden. 
Aber heute kann man eben im vielen Kleingedruckten genüsslich nach 
den "Macken" eines Zwischenausweises suchen und wird - was Wunder - 
reichlich davon finden: einen Verlust im Eigenhandel mit Aktien, 
einen zweistelligen Anstieg des Personalaufwands, eine - prozentual 
gesehen - hohe Zunahme der Kreditrisikovorsorge im Bereich Privat- 
und Geschäftskunden, um nur drei Beispiele zu nennen.
Wer will, kann auch die üblicherweise keines Blickes gewürdigte 
"Umfassende Periodenerfolgsrechnung" betrachten - und wird dabei 
überrascht feststellen, dass die Deutsche Bank von April bis Juni gar
keinen Erfolg hatte! Vor allem als Resultat unrealisierter Verluste 
aus Wertpapieren "Available for Sale" und der Währungsumrechnung 
stehen hier nämlich unterm Strich ganze 45 Mill. Euro, entsprechend 
einem Rückgang im Vorjahresvergleich um schlanke 97%.
Die ganze Veranstaltung nennt sich "Finanzielle Transparenz" und 
sei Zeitgenossen, die sich solchen Zahlenwerken gerne mit dem 
Seziermesser nähern, durchaus gegönnt. Damit nicht genug: Eine 
Strafverschärfung muss ein Unternehmen gewärtigen, wenn seine 
Ergebnisse zu allem Überfluss die Erwartungen des Marktes nur 
erfüllen, aber nicht übertreffen. "Folgerichtig" stand gestern für 
die Aktie der Deutschen Bank ein Minus von 4,7% an der Kurstafel.
Doch Transparenz in der Finanzberichterstattung heißt allzu oft, 
dass Investoren und Beobachter vor lauter Bäumen den Wald nicht 
sehen. Die Deutsche Bank hat in einem schwierigen Marktumfeld einen 
kräftigen Gewinnsprung hingelegt. Ihre Eigenkapitalrendite vor 
Steuern liegt im Quartal um 4, im Halbjahr sogar um 10 Punkte über 
dem Ziel von 25%. Und was die "Macken" angeht: Die Deutsche Bank 
dreht an den Märkten ein großes Rad. Im ersten Quartal hat sie im 
Aktieneigenhandel über 400 Mill. Euro verdient, nun wurden an die 100
Mill. Euro versemmelt. Das ist wirklich alles andere als ein 
Ruhmesblatt. Aber: Die operative Kostenbasis ist hauptsächlich 
aufgrund leistungsabhängiger Vergütungen so deutlich - und im Übrigen
weniger stark als die Erträge - gewachsen. Die Risikovorsorge der 
Deutschen Bank schließlich ist - absolut gesehen - eine Quantité 
négligeable. Dafür sollte alle Transparenz dem Betrachter nicht den 
Blick trüben.

Rückfragen bitte an:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung