Börsen-Zeitung: Der Weckruf der WestLB, Kommentar von Annette Becker zum Verkauf des WestLB-Anteils an der HSH Nordbank an einen Investorenkreis um die US-Bteiligungsgesellschaft J.C. Flowers
Frankfurt (ots)
Die WestLB hat ihren Anteil an der HSH Nordbank für 1,25 Mrd. Euro verkauft. Angesichts der Vielzahl der Bewerber um das Anteilspaket erscheint der erzielte Erlös auf den ersten Blick relativ gering. Doch der Eindruck trügt. Nachdem das Aktienpaket an der HSH Nordbank im Geschäftsjahr 2002 mehr als kräftig hochgeschrieben worden war, galt als Verkaufsbedingung, zumindest den Buchwert von 1,1 Mrd. Euro zu erlösen. Das ist gelungen.
Daneben gilt es bei der Bewertung des Verkausfpreises zu berücksichtigen, dass die HSH Nordbank in absehbarer Zeit stille Einlagen umwandeln wird und damit der Anteil der WestLB verwässert bzw. ein weiteres Investment zum Schutz der Sperrminorität fällig geworden wäre. Dass diese Aussicht den Verkaufspreis nicht gerade in die Höhe trieb, ist auch klar. Insofern hat die WestLB mit einem Buchgewinn von knapp 200 Mill. Euro letztlich ein gutes Geschäft gemacht.
Hinter der Investorengruppe, die - wie es offiziell heißt - von J.C. Flowers beraten wurde, steht in Wirklichkeit Flowers. Zwar mögen die "fünf Gruppen voneinander unabhängiger Investoren" auf dem Papier existieren, tatsächlich wird Flowers die Stimmrechte (26,6%) aber alleine ausüben. Für die WestLB war lediglich die Transaktionssicherheit ausschlaggebend.
Unter dieses Stichwort ist allerdings auch zu subsummieren, dass der neue Investor in enger Absprache mit den öffentlich-rechtlichen Alteigentümern ausgewählt wurde. Zwar hatte sich die WestLB im vergangenen Jahr eine rüde Abfuhr eingeholt, als sie versuchte die Mehrheit an der HSH Nordbank zu erlangen. Dennoch hält WestLB-Chef Thomas Fischer das Fähnchen des Sparkassen-Finanzverbunds weiterhin hoch.
Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu erahnen, dass der Verkauf des Anteils an Privatinvestoren im Sparkassenlager als Affront und Tabubruch ausgelegt wird. Doch sollte dabei auch berücksichtigt werde, dass es in der jüngeren Vergangenheit die WestLB war, die - sicher nicht ganz uneigennützig - die Hand zur Zusammenarbeit unter den Landesbanken ausgestreckte. Letztlich kommt mit dem Einstieg von Privatinvestoren Bewegung in das Sparkassenlager und öffnet vielleicht die Ohren für künftige Kooperationsangebote. Vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken.
(Börsen-Zeitung, 31.8.2006)
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