Börsen-Zeitung: MAN unter Druck, Kommentar von Michael Flämig zur möglichen Verbindung von MAN und Scania
Frankfurt (ots)
Spekulationen und Informationen über eine Verbindung zwischen MAN und Scania füllen die Archive. Einmal wollten die Schweden die Münchner übernehmen, ein anderes Mal umwarben die Bayern die Nordeuropäer. Doch die Planspiele scheiterten immer wieder. Sogar einfache Kooperationen wollten nicht glücken. Diesmal jedoch könnte es zur zweiten grenzüberschreitenden Fusion in der Nutzfahrzeugbranche nach Renault/Volvo kommen. Denn der MAN-Vorstandsvorsitzende Hakan Samuelsson macht Tempo, und bei Scania deutet sich ein Umdenken der wichtigen Aktionäre an.
Einige Argumente sprechen für die Verbindung der beiden Nutzfahrzeughersteller. Erstens kennt der MAN-Chef den schwedischen Konzern fast so gut wie sein eigenes Haus. Immerhin hat er 23 Jahre lang für Scania gearbeitet. Mit vielen Managern, von dem Chef Leif Östling einmal abgesehen, pflegt der MAN-Chef ein unverändert gutes Verhältnis. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen, zumal Fusionen meistens an kulturellen Faktoren scheitern. Zweitens sind beide Konzerne zu klein, um alleine zu überleben - in der notwendigen Konsolidierung müssen sie eine aktive Rolle übernehmen.
Eine ideale Lösung allerdings ist auch Scania nicht. Denn die beiden Nutzfahrzeughersteller ergänzen sich nur bei den schweren Lkw. Dort bringt das Duo das gleiche Gewicht ein und springt in der Hitliste der produzierten Fahrzeuge auf den vierten Platz hinter DaimlerChrysler, Volvo und Paccar. Bei den mittelschweren Lastkraftwagen dagegen bleibt MAN auf den hinteren Rängen stehen, weil Scania kaum Volumen mitbringt. Doch gerade hier müssen in den nächsten Jahren hohe Entwicklungskosten geschultert werden.
Die Zeit ist reif für einen Deal in der Nutzfahrzeug-Branche. Aber mit dem Höhenflug der Scania-Aktie verliert aus Sicht der MAN-Aktionäre auch die betriebswirtschaftliche Logik an Boden. Daher können die Münchner mit dramatischen Entwicklung am Dienstag nicht zufrieden sein. Scania scheint sich keineswegs in ihre Arme zu werfen. Zumindest wollen die Schweden sich teuer verkaufen. Dass sie ihren Kurs an der Börse aussetzen ließen, macht allen Anlegern klar: Die Akquisition könnte in die heiße Phase gehen. MAN hätte sich wohl mehr Zeit zur Vorbereitung gewünscht. Nun stehen die Münchner gewaltig unter Druck.
(Börsen-Zeitung, 13.9.2006)
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