Börsen-Zeitung: Mutiger Schritt, Kommentar zum Gagfah-IPO von Christoph Ruhkamp
Frankfurt (ots)
Mit dem Börsengang ihrer Wohnungs-Holding Gagfah macht der US-Finanzinvestor Fortress einen mutigen Schritt. Immerhin wird es sich um das größte börsennotierte deutsche Wohnungsunternehmen handeln. Für das Gelingen des Projekts spricht die gute Erfahrung, die Investoren mit renditestarken Immobilien-IPOs von Fortress in Europa und den USA gesammelt haben. Das Interesse institutioneller Anleger dürfte durch die Größe des Unternehmens und die Liquidität der angebotenen Aktie sowie die in Aussicht gestellten stabilen Dividendenausschüttungen aus Wohnungsmieten und das klare Geschäftsmodell geweckt sein.
Dennoch ist der Erfolg nicht programmiert. Denn die Investoren konnten mit Dutzenden von kleineren Immobilienbörsengängen, die beileibe nicht alle eine gute Wertentwicklung nach sich zogen, gemischte Erfahrungen sammeln. Sie schauen mittlerweile sehr viel genauer hin als noch vor Jahresfrist. Ein erstes Anzeichen dafür ist die Absage des Börsengangs des Berliner Wohnungshändler Estavis, der sich nach Abschluss der Vorvermarktungsphase mit der ermittelten, aber nicht veröffentlichten Preisspanne nicht ausreichend hoch bewertet sah - obwohl das Geschäftsmodell angeblich bei den Investoren auf Gegenliebe stieß.
Ein Immobilien-Börsengang kann zudem nicht nur an mangelndem Investoreninteresse scheitern. Auch aus Sicht der Eigentümer muss das IPO durchaus nicht immer die lukrativste Variante für einen Ausstieg sein. Das zeigt das Beispiel der gerade an die italienische Pirelli verkauften Hamburger Gewerbe- und Wohnimmobiliengesellschaft DGAG. Deren Eigentümer - zwei Hamburger Kaufleute und die HSH Nordbank - entschieden sich nach reiflicher Überlegung gegen den erwogenen Börsengang. Die mit Restrukturierungen erfahrene Pirelli war offenbar bereit, mehr zu zahlen und will den Wert der DGAG steigern, indem sie die Firma in ihre Sparten zerlegt.
Damit das Gagfah-IPO gelingt, darf Fortress den Investoren nur einen Aufschlag auf den Substanzwert (NAV) abverlangen, der geringer ausfällt als bei bereits notierten Wettbewerbern. In jedem Fall wird die Transaktion entscheidende Signale an weitere IPO-Kandidaten aus dem Wohnungssektor senden. Gerät sie zum Flop, werden sich Wettbewerber wie Terra Firma oder Cerberus gegen diesen Weg des Ausstiegs entscheiden.
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