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Börsen-Zeitung: Fresenius im neuen Kleid, Kommentar zur von Fresenius angekündigten Umwandlung in eine Europa AG von Sabine Wadewitz

Frankfurt (ots)

Seit Jahren schallen Rufe aus der
Unternehmenswelt, die Aufsichtsräte zu verkleinern. Mit 20 
Mitgliedern sei kein effizientes Arbeiten möglich. Doch die 
Forderungen prallen beim Gesetzgeber ab - wie alles, was die 
Mitbestimmung berühren würde. Dabei geht es bei der Forderung nach 
kleineren Gremien noch nicht einmal um die Abkehr von der 
paritätischen Besetzung. Doch Pfründe werden ungern aufgegeben, zumal
jeder Arbeitnehmersitz im Aufsichtsrat eine Überweisung an die 
gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung mit sich bringt.
Wie die von Fresenius angekündigte Umwandlung in eine Europäische 
Gesellschaft (Societas Europaea) zeigt, ziehen die Firmen 
Konsequenzen aus der politischen Unbeweglichkeit. Die hiesigen 
Rechtsformen geraten im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen,
wie auch die Welle an Limited-Gründungen zeigt. Zwar ist der Andrang 
auf die Europa AG nicht vergleichbar, doch immer mehr große 
Gesellschaften prüfen einen Wechsel.
Die Europa AG ist eigentlich konzipiert, um das internationale 
Geschäft zu vereinfachen, um grenzüberschreitende Kooperationen oder 
Sitzverlagerungen zu erleichtern. Doch wird auch die Flexibilität in 
der Corporate Governance erhöht, indem zwischen einstufigem 
Verwaltungsrat und zweistufigem Modell mit Vorstand und Aufsichtsrat 
gewählt werden kann und mehr Spielraum bei Aufsichtsratsgröße und 
dessen Internationalisierung gegeben ist.
Die Möglichkeit eines kleineren Aufsichtsrats hat auch die Allianz
ergriffen. Für den Finanzdienstleister stand gleichwohl die 
unkompliziertere Verschmelzung der italienischen Tochter Ras im 
Vordergrund bei der Entscheidung für die SE. Fresenius macht indes 
kein Hehl daraus, dass die Aufsichtsratsgröße wichtigster Beweggrund 
war. Nach den Akquisitionen hätte das Gesundheitsunternehmen das 
Gremium sonst von 12 auf 20 aufstocken müssen. Zwar ist auch der 
Rechtsformwechsel nicht umsonst zu haben, zumal Aktionärsklagen 
drohen. Doch auf Dauer dürfte die SE-Variante günstiger kommen.
Dazu kommt der internationale Touch. Die SE wird "einer 
internationalen und offenen Unternehmenskultur besser gerecht", wirbt
Fresenius für den Wandel. Hier sollte das Unternehmen aber konsequent
sein und endlich auch den ersten Ausländer auf der Anteilseignerseite
in den Aufsichtsrat holen.

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