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Börsen-Zeitung: Ausweichprogramme, Kommentar zu Aktienoptionsprogrammen von Martin Dunzendorfer

Frankfurt (ots)

Einfallsreich sind sie, die deutschen
Spitzenmanager. Vor allem, wenn es um die Mehrung ihrer Einkünfte und
deren Verschleierung geht. Nachdem in den vergangenen Jahren zum Teil
harsche Kritik von Aktionärsvertretern an Aktienoptionsprogrammen für
Führungskräfte geübt wurde, gestalten einige Dax-30-Unternehmen diese
inzwischen so komplex, dass selbst Experten kaum noch durchblicken.
Anlässe zum Tadel werden daher künftig wohl häufig im Verborgenen 
bleiben - wenn es sie denn in gewohnter Form überhaupt noch geben 
sollte. Denn immer stärker werden die sogenannten Stock Options durch
Aktien-Incentive-Programme ersetzt, wie die Union Investment in ihrer
jährlichen Studie zu dem Thema feststellt. Diese Anreizprogramme 
müssen in den Rechenschaftsberichten nur vage beschrieben werden; 
erst auf Nachfrage erhält der Investor detailliertere Informationen. 
Außerdem bieten Incentive-Programme neben steuerlichen Vorteilen 
einen ungleich höheren Gestaltungsspielraum, was die Transparenz 
erfahrungsgemäß nicht gerade erhöht.
Zentraler Kritikpunkt an den klassischen Aktienoptionsprogrammen 
ist, dass die Manager oft auch dann von ihnen profitieren, wenn der 
Aktienkurs nur geringfügig steigt oder die Notierungen anderer 
Unternehmen aus derselben Branche besser abschneiden. Dabei waren 
Stock Options für Führungskräfte einst mit dem Argument propagiert 
worden, man könne so das Interesse der Anteilseigner an einer guten 
Unternehmens- und Wertentwicklung mit dem des Managements verknüpfen.
Doch dieser Gedanke wurde vielfach durch fehlende oder viel zu 
bescheidene Vorgaben (Renditeziele, Eigeninvestments) und sonstige 
ausübungsfreundliche Details (Umfang, Laufzeit, Deckelung) 
ausgehebelt.
Den Top-Managern dürfte es schwerfallen, die zunehmende 
Komplexität von Aktienoptionsprogrammen und die wachsende Zahl von 
Incentive-Programmen inhaltlich zu begründen. Anfang des Jahrzehnts 
hätte man das wenigstens noch als "Verteidigung" gegen den 
grundlegenden Konstruktionsfehler von Stock Options ansehen können: 
den fehlenden Leistungsanreiz während einer Aktien-Baisse. Die seit 
2003 laufende Hausse hat aber im Gegenteil zu überzogenen Gehältern 
geführt. Offenbar kriegen die Nutznießer also den Mund nicht voll. 
Der Wille zu Transparenz endet am eigenen Portemonnaie.

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