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Börsen-Zeitung: Die große Flucht aus Fonds, Kommentar zum schwächelnden Aktienfondsgeschäft von Stefanie Schulte

Frankfurt (ots)

Was ist los mit den Fondsanlegern? Der Dax
steigt und steigt, und trotzdem haben sie im Oktober erneut über 1 
Mrd. Euro aus Aktienfonds abgezogen, wie die Statistik des 
Bundesverbands Investment und Asset Management zeigt. Auch den 
Rentenfonds laufen die Investoren davon. Selbst wenn man die durch 
Krisen gebeutelten offenen Immobilienfonds ausklammert: 
Publikumsfonds haben von Januar bis Oktober mit 18 Mrd. Euro weniger 
als halb so viel eingeworben wie in der gleichen Zeit des vergangenen
Jahres.
Am Aktienmarkt kann es nicht liegen, und auch nicht an der 
Sparneigung: Im ersten Halbjahr 2006 haben die Deutschen knapp 80 
Mrd. Euro auf die hohe Kante gelegt, etwas mehr als im selben 
Zeitraum des Vorjahres. Wo also landet das Geld? Zu größeren Teilen 
offenbar in Zertifikaten, deren Volumen sich von Januar bis September
um 26% auf 106 Mrd. Euro erhöht hat, so die Schätzung des Verbands 
Derivate Forum.
Für Anleger haben solche Produkte oft den Reiz, dass sie 
Kapitalgarantien oder einen Risikopuffer bieten. Dass es am 
Aktienmarkt nicht immer nur aufwärts gehen kann, hat der 
vorübergehende Kurseinbruch im Mai und Juni wieder einmal plastisch 
bewiesen. Über Zertifikate können Kleinanleger darüber hinaus auch in
exotische Assets wie Rohstoffe oder Single-Hedgefonds investieren.
Auch Investments in exotische Assetklassen, etwa Rohstoffe, sind 
durch Zertifikate leicht möglich.
Durch den verstärkten Einsatz von Derivaten versuchen nun auch Fonds,
derartige Anlegerbedürfnisse besser zu erfüllen. Die EU hat die 
Möglichkeiten hierfür stark erweitert. Finanzinstrumente, die auch in
schwachen Marktphasen positive Renditen liefern, könnten zu einem 
entscheidenden Erfolgsfaktor für Fondsanbieter werden.
Als weiterer Grund für den Boom der Zertifikate gilt jedoch, dass sie
in ihrer Preisgestaltung weniger transparent sind als Fonds. Dadurch 
sind höhere Margen möglich, die diese Produkte für den Bankvertrieb 
besonders attraktiv machen. Fonds zu verkaufen ist vergleichsweise 
uninteressant.
Im Sinne der Verbraucher ist das nicht. Strengere 
Transparenzvorschriften für Zertifikate, die sich an den bewährten 
Standards für Investmentfonds orientieren, könnten helfen. Die neue 
EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid liefert hierzu Ansatzpunkte, lässt 
Details aber offen. Für faire Bedingungen für die unterschiedlichen 
Spieler der Investmentbranche, aber auch für die Anleger, ist es 
jedoch höchste Zeit.

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