Börsen-Zeitung: Dax-Indizes lieber ohne Reits, Kommentar von Dieter Kuckelkorn zur möglichen Mitgliedschaft der Real Estate Investment Trusts (Reits) in der Dax-Indexfamilie
Frankfurt (ots)
Die Aufregung in Teilen der Immobilienbranche ist groß. Die Deutsche Börse will Real Estate Investment Trusts (Reits), die es bekanntlich ab dem kommenden Jahr auch in Deutschland geben soll, die Mitgliedschaft in der Dax-Indexfamilie verwehren. Für die börsennotierten steuerbegünstigten Immobiliengesellschaften soll stattdessen ein eigenes Börsensegment geschaffen werden. Dies, so die Argumentation der Branche, gefährde den Erfolg der Einführung von deutschen Reits. Viele Investoren orientierten sich bei ihren Anlageentscheidungen an den etablierten Aktiensegmenten sowie insbesondere an den Dax-Indizes, so dass den Emittenten von Reits der Zugang zu umfangreichen Anlagegeldern versperrt werde.
Die Idee, für die Reits ein eigenes Börsensegment einzurichten, ist nicht so abwegig, wie dies derzeit von der Branche dargestellt wird. Reits unterscheiden sich von klassischen Aktiengesellschaften in wesentlichen Punkten. So differieren die einschlägigen fundamentalen Bewertungskennzahlen, von Kurs-Gewinn-Verhältnissen über Dividendenrenditen hin zu Steuerquoten und Asset-Strukturen. Zudem bilden sie den Cash-flow aus Immobilienbeständen ab und nicht wie bei klassischen börsennotierten Unternehmen Wachstumschancen etwa durch Expansion in neue Märkte.
Es spricht also einiges dafür, Reits aufgrund der unterschiedlichen Risiko-Rendite-Ausstattung als eigene Assetklasse anzusehen, zumal die Branche an anderer Stelle Wert auf die Differenzierung legt: Das Finanzministerium hat sich breitschlagen lassen, bei Versicherern Investments in Reits gemäß der sogenannten Anlageverordnung der Immobilienquote und gerade nicht der Aktienquote zuzurechnen.
Die Deutsche Börse hätte zweifellos ein Problem, wenn zahlreiche großvolumige Reits in den MDax oder gar den Dax drängen. Vorausgesagt sind schließlich allein für 2007 etwa zehn Reit-Börsengänge mit den Dimensionen einer Symrise oder Wacker Chemie. Dies würde ausreichen, um dem MDax eine erhebliche Schlagseite wegen des starken Übergewichts der Immobilienbranche zu verpassen.
Irgendwie hat man den Eindruck, dass die Befürworter der Reits von der Attraktivität der Vehikel selbst noch nicht so recht überzeugt sind. Ein wenig mehr Selbstvertrauen wäre hier angebracht.
(Börsen-Zeitung, 13.12.2006)
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