Börsen-Zeitung: VW macht das Rennen, Kommentar von Peter Olsen zum vorläufigen Jahresergebnis von Volkswagen
Frankfurt (ots)
Es muss bitter für das erfolgsverwöhnte Management des Autobauers BMW sein, wenn es sich die Kursentwicklung des Wettbewerbers VW anschaut. Nach wie vor sind die Umsatzrenditen der Münchner deutlich höher als die des von Wolfsburg aus gesteuerten Konzerns. Aber der Einstieg von Porsche und die Aussicht auf eine nachhaltige Restrukturierungsdividende von der bislang ertragsschwachen Marke VW machen die Volkswagen-Aktie für die Investoren attraktiv.
Mittlerweile wird der VW-Konzern samt seiner Marken VW, Audi, Skoda und Seat mit 33 Mrd. Euro wieder deutlich höher als der Münchner Premiumanbieter bewertet. Die Analysehäuser zeigen sich hin- und hergerissen, die Schwelle von 100 Euro je VW-Stammaktie scheint keine unüberwindliche Hürde mehr. Wenn es richtig war, dass allein Audi für 90% des gesamten VW-Konzernwertes stand, was sollte daran falsch sein, dass der Wolfsburger Konzern mit einer rentabler werdenden Kernmarke noch werthaltiger ist?
Und aus Wolfsburg wird diese fast schon überbordende Euphorie der Investoren durchaus noch gefüttert. Trat der vorherige Entscheider Bernd Pischetsrieder mit seinem nachgeschärften Effizienzsteigerungsprogramm "ForMotion" auf die Stimmungsbremse. Und spielte der als VW-Sanierer geholte Wolfgang Bernhard mit der Ankündigung einer Durstrecke bis 2008 mangels neuer Modelle Kassandra, so hat sich der Wind unter der neuen Führung von Martin Winterkorn und dem Wiedererstarken des Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch komplett gedreht.
Kostendisziplin ja, aber mit dem Ziel, den anerkannt weltbesten Autokonzern Toyota zu überholen, ist Wolfsburg wieder auf Attacke eingestellt. Und dieses Jahr werden nicht weniger Autos, wie von Bernhard suggeriert und von vielen professionellen Beobachtern erwartet, an Kunden ausgeliefert, sondern nochmals mehr als zuletzt.
Das alles kommt intern gut an - weshalb sich Piëch wohl auch der Unterstützung von Betriebsrat und IG Metall bei seiner verstärkten Einflussnahme sicher sein kann -, macht aber auch extern bei den Investoren Eindruck. Ein Tagesgewinn von 8% ist für ein Dax-Schwergewicht wie VW nicht von Pappe. Bei VW hat man die Latte höher gelegt, jetzt muss geliefert werden - möglichst immer ein bisschen mehr als erwartet.
(Börsen-Zeitung, 21.2.2007)
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