Börsen-Zeitung: Kleinere Brötchen Kommentar von Bernd Wittkowski, Frankfurt, zum Vorschlag einer Fusion von DZ Bank International (DZI) und WGZ Bank Luxembourg
Frankfurt (ots)
Für die Kreditgenossen liegt viel Geld auf der Straße, das sie nicht aufheben und das ihnen daher im Wettbewerb fehlt: Was der Präsident des für fünf Bundesländer zuständigen Genossenschaftsverbandes Frankfurt, Walter Weinkauf, mit Blick auf die geplatzten Fusionsgespräche zwischen DZ Bank und WGZ Bank jüngst konstatierte, ist keine Einzelmeinung, sondern eine in Volks- und Raiffeisenbanken häufig vertretene Ansicht. Die Basis zeigt wenig Verständnis für das Gegeneinander im Oberbau.
Für Außenstehende ist es umso weniger nachzuvollziehen, mit welcher Inbrunst die Genossen ihre familieninterne Streitkultur pflegen. Als gäbe es keine Konkurrenz, die den Nachfahren Raiffeisens und Schulze-Delitzschs Marktanteile abknöpft. Da bringt den Verbund in seiner Gesamtheit dann auch die im Vergleich zum öffentlich-rechtlichen Lager eigentlich wettbewerbsfähigere Aufstellung mit zentralen Anbietern von Versicherungsprodukten (R+V), Fonds (Union) und Bausparverträgen (Schwäbisch Hall) nicht entscheidend voran. Tatsächlich lachen sich prominente Privatbanker ins Fäustchen angesichts der Potenziale zur Kräftebündelung, die die beiden dezentralen Verbünde - Volks- und Raiffeisenbanken ebenso wie Sparkassen und Landesbanken - ungenutzt lassen.
Doch was hilft es den Genossen, darüber ständig zu lamentieren? Die Fusion DZ Bank/WGZ Bank hat sich in mehreren Anläufen als unrealisierbar erwiesen. Man muss akzeptieren, dass für das Gelingen großer strategischer Würfe die betriebswirtschaftliche Logik allein nicht ausreicht. Da menschelt es eben auch ganz entscheidend. Und auf dieser Ebene kommt man zwischen Frankfurt und Düsseldorf einfach nicht zusammen - basta!
Vor diesem Hintergrund erscheint der von der DZ Bank unternommene Versuch, erst einmal kleinere Brötchen zu backen, sinnvoll: Fusion der Luxemburger Töchter. Das ist eine Option, die auch der WGZ-Aufsichtsrat nicht ausgeschlossen hat, als er im Dezember die Sondierungen über den Zusammenschluss an der Spitze scheitern ließ. Für ein verbundpolitisch zweckmäßiges Miteinander im Interesse der 1250 Ortsbanken gibt es über Luxemburg hinaus eine Reihe weiterer möglicher Ansätze - im Back Office, im Zertifikategeschäft oder bei Beteiligungskapital. Vielleicht ist das der Weg, auf dem sich längerfristig auch die beiden Zentralbanken einander annähern können.
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