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Börsen-Zeitung: IPO-Nagelprobe, Kommentar zum Versatel-Börsengang von Bernd Freytag

Frankfurt (ots)

Hohe Schulden, rote Zahlen und dann noch ein
Finanzinvestor, der Kasse machen will - der Börsengang von Versatel 
hat eigentlich alle Bestandteile für ein solides Debakel. Tatsächlich
gilt die Platzierung aus dem Portfolio von Apax nicht nur wegen ihres
Volumens von rund 1 Mrd. Euro als Nagelprobe für den hiesigen 
Aktienprimärmarkt. Seit Symrise (EQT) hat kein Private-Equity-Haus 
mehr versucht, ein stark fremdfinanziertes Unternehmen in dieser 
Größenordnung über die Börse zu verkaufen. Deshalb ist die Emission 
vor allem ein Markttest für Finanzinvestoren - ein Test, ob die Börse
als Exitkanal für solcherart Beteiligungen noch immer funktioniert.
Die Chancen für einen Erfolg jedenfalls stehen trotz der 
vermeintlich schwachen Vorzeichen nicht schlecht. Von den rund 1 Mrd.
Euro Emissionsvolumen fließt zwar nur die Hälfte dem Unternehmen zu -
und auch dieses Geld wird zum Großteil dafür genommen, um den von 
Apax aufgebürdeten Schuldenberg abzutragen -, am Ende dieser 
"Rekapitalisierung" reduziert sich die Nettoschuldenlast von Versatel
aber auf ein branchenübliches Niveau vom zweifachen Jahres-Ebitda. 
Damit sollten Neuinvestoren leben können.
Klugerweise - vielleicht auch weil Platzierungen dieser Art heute 
gar nicht anders zu managen sind - haben sich Credit Suisse, JPMorgan
und Deutsche Bank mit dem Altaktionär auf eine entkoppelte 
Preisfindung verständigt. Überzogene Preisforderungen sind daher 
zunächst einmal ausgeschlossen. Da vor dem IPO zudem 
Verkaufsverhandlungen mit strategischen Investoren offenkundig 
gescheitert sind, haben die Neuinvestoren gute Karten, den Preis zu 
drücken.
Die Story ist schlüssig, Unternehmenschef Peer Knauer hat mit Apax
seit 2000 eine ganze Latte kleinerer Citycarrier zusammengekauft und 
verfügt heute nach der Deutschen Telekom und Arcor über das größte 
Leitungsnetz in Deutschland, und das auch noch in meist lukrativen 
Ballungszentren. Versatel ist vor allem eine Wette auf die 
Konsolidierung im Telekomgeschäft. Nachdem die Apax-Tochter zunächst 
auf direktem Weg nicht an den Mann gebracht werden konnte, wird sie 
nun via Parkett feilgeboten. Und bei einer Konsolidierung der Carrier
ist Versatel für Telefónica und Telecom Italia schlicht "to big, to 
ignore". Das dürfte Investitionsanreiz genug sein. Wenn Apax nicht 
überzieht, sollte das Ding laufen.

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