Börsen-Zeitung: Die laute Privatbank, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Lage bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser
Frankfurt (ots)
In der BHF-Bank ist die Stimmung prima. Kein Wunder angesichts der geschäftlichen Entwicklung, über die der Vorstand gestern berichtete. Bei den Privatbankiers ein paar Straßen weiter ist die Stimmung nicht ganz so gut. Was bei Hauck & Aufhäuser nach außen dringt, klingt nach Streit und Machtkampf, nach Umgangsformen, wie sie gar nicht zum Stil des Hauses passen wollen, und auch ein wenig nach strategischer Konfusion. Nun muss man zwar nicht alles, was von interessierter Seite kolportiert wird, zum Nennwert nehmen, erst recht nicht jede Interpretation der schon für sich genommen ungewöhnlichen Vorgänge. Doch dass ein persönlich haftender Gesellschafter (PhG) ausscheidet, ist mittlerweile bestätigt. Derweil unterliegt die "inoffizielle" Information, dass sich die BayernLB wegen der eigenen strategischen Ausrichtung von ihrem Anteil an Hauck & Aufhäuser trennen will, schon länger nicht dem Bankgeheimnis.
Doch ganz unabhängig von den Fakten ist es für ein Geldhaus, dessen Kundschaft wohl besonderen Wert auf Diskretion legt, geradezu fatal, überhaupt ins Gerede zu kommen. Einer der PhGs von Hauck & Aufhäuser hat, kaum dass er 2006 angetreten war, coram publico kundgetan, die Bank sei "zu leise gewesen". Darüber ließe sich trefflich streiten, steht doch der erste Teil des Wortes "Privatbank" für persönlich, vertraulich, nichtöffentlich. Wie auch immer: Im Moment ist die Bank definitiv zu laut.
Hauck & Aufhäuser ist in jüngerer Vergangenheit nicht durch übermäßige operative Ertragsstärke aufgefallen. Die Ursachen dafür mögen unterschiedlicher Natur sein. Als eine mögliche Ursache lässt sich ein Führungsproblem ausmachen: Die PhGs haben es, nachdem vor drei Jahren Jörg-Engelbrecht Cramer in den Ruhestand gegangen ist, nicht geschafft, sich auf einen neuen Sprecher, einen Primus inter Pares, zu einigen. Das führt zur Verwischung von Verantwortlichkeiten, zu Unschärfen im Geschäftsmodell und wohl auch zu Defiziten in der strategischen Vision.
Die Bank hat aktuell mehr denn je Anlass, über die Beseitigung dieser potenziellen Schwächen nachzudenken. Nicht zuletzt muss sie - bei aller heutzutage gebotenen Transparenz - auch in eigener Sache zur angemessenen und früher gewohnten Diskretion zurückfinden. Sonst könnten Kunden auf die Idee kommen, sich nach einer "privateren Privatbank" umzuschauen.
(Börsen-Zeitung, 20.4.2007)
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