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Weser-Kurier: Der Weser-Kurier (Bremen) über den Niedergang von Schlecker

Bremen (ots)

Kundendaten, die im Internet abrufbar sind, Detektive, die die eigenen Mitarbeiter ausspionieren, Leiharbeiter, die statt der entlassenen Stammkräfte in eigens dafür eröffneten Läden anfangen - die Liste der Skandale beim insolventen schwäbischen Drogeristen Schlecker ist lang. Und selbst der neue Slogan für die rund 6000 Märkte ging am Ende voll daneben. "For you. Vor Ort" ließen die Schleckers auf die Schaufenster kleben. Als die Insolvenz bekannt wurde, ergänzte die Internetgemeinde den Slogan hämisch mit "Vor Bei." Vorbei ist es mit Schlecker aber noch nicht ganz. Rund die Hälfte der Belegschaft und der Filialen will der Insolvenzverwalter retten. Dass damit auf dem Papier 13 000 Mitarbeiter in 3000 Filialen zunächst weiter ihrer Arbeit nachgehen können, ist aber schon alles, was an Positivem über die Lage des Unternehmens gesagt werden kann. Das Geschäftsgebaren der vergangenen Jahre hat das Image ruiniert. Es war aber wohl auch ein falsches Geschäftsmodell, das Firmenpatriarch Anton Schlecker über Jahre gepflegt hat. Während etwa Konkurrent Dirk Rossmann immer wieder betont hat, bei aller Expansionsstrategie werde jeder Laden, der nicht mehr als 100 000 Euro Umsatz im Jahr bringe, geschlossen, hat Schlecker unbesehen weiter expandiert. Auch noch in den letzten Jahren, als schon längst kräftige Verluste gemeldet werden mussten. Es glich beinahe einem Schneeballsystem, das da kreiert wurde. Jedes Jahr mehr als 100 neue Filialen, und das in einer Branche, die sich über Umsatzrenditen von ein bis zwei Prozent freuen kann. Dass die Pleite von Schlecker nur eine Frage der Zeit sein würde, galt unter den Konkurrenten als offenes Geheimnis. Das Expansionsmodell mit immer neuen Läden, die aber nicht genug Geld verdienen, konnte auf Dauer nicht funktionieren. Büßen müssen nun rund 12 000 Mitarbeiter, die bald auf der Straße stehen werden. Was mit den übrigen 13 000 werden wird, ist mehr als fraglich. Denn das Ansehen der Marke ist ruiniert. Es ist zweifelhaft, ob es je wieder hergestellt werden kann.

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